Vietnam ist mittlerweile ein touristisches Boomland. Die eine Hälfte der Touristen bereist es von Nord nach Süd, die andere in umgekehrter Richtung. Ich gehöre zu letzterer Gruppe. Deshalb trifft man Mitreisende immer wieder, was einerseits angenehm, manchmal aber auch nervig sein kann.
In Saigon, wie Ho Chi Minh Stadt früher hieß, wurde ich erstmal vom Taxifahrer verarscht. Ich bin aus dem Bus ausgestiegen und direkt in ein Taxi. Ich habe dem Taxifahrer die Adresse meines Hotels gegeben, worauf er mich 20 Minuten lang durch den chaotischen Verkehr kutschiert hat. Am nächsten Morgen, als ich mich dann orientiert hatte, habe ich festgestellt, dass der Bus nur wenige Meter vom Hotel entfernt gehalten hat. Auch nach einiger Erfahrung mit Taxifahrern passiert einem das doch noch hin und wieder.
Nachdem ich mir iim Stadtzentrum den Wiedervereinigungspalast, das War Remnant Museum und Museum of Modern Art angesehen habe, wurde ich übermütig und habe mir am folgenden Tag einen Roller gemietet und am Stadtrand die Giam Lac und Jade Emperor Pagoden anzusehen. Vietnam erfährt einen wirtschaftlichen Aufschwung, was dazu führt, dass sich immer mehr Leute einen chinesischen Roller leisten können. Dieser ist dann Universaltransportmittel für Fracht und Familie. So ist gerade in den Großstädten der Verkehr durch die Millionen von Roller sehr chaotisch. Man muss mal selbst in Berufsverkehr in Saigon in einem Meer aus Rollern an der Ampel gestanden haben. Man ist umringt von Hunderten von anderen Rollerfahrern. Wenn die Ampel dann auf Grün umspringt, setzt sich die ganze Traube in Bewegung und es ist Millimeterarbeit, nicht andere Fahrer zu berühren.
Nach der Hitze Südostasiens war es eine willkommene Abwechslung ins Hochland nach Da Lat zu fahren. Hier ist es angenehme 20 Grad "kalt" und die Vietnamesen sind eingepackt wie wir bei uns im tiefsten Winter. Dicke Daunenjacken schützen sie vor diesen unmenschlich niedrigen Temperaturen. Da Lat ist ein begehrtes Ziel für Hochzeitsreisen und deshalb gibt es hier viele Hotels und Restaurants und einen See für romatische Bootsfahrten. Eine Hauptattraktion ist die Sommerresidenz des letzten Kaisers Bao Dai aus dem Jahr 1933. Das Anwesen ist im Art Deco Stil gebaut und war damals avantgardistisch. Eine weitere Attraktion sind die Datania Wasserfälle, die ich auf einer Rundtour, wieder mit einem Roller (ich bin in Vietnam auf den Geschmack gekommen, die eigenen zwei Räder sind hier günstig für 10 US$ am Tag zu haben und geben einem eine schöne Bewegungsfreiheit und Raum für Zufallsentdeckungen) erkundet habe.
Endlich wieder Tauchen. Darauf habe ich mich in Nha Trang sehr gefreut und die Preise, so hatte ich recherchiert, sind sehr moderat. So habe ich insgesamt vier Tauchgänge gemacht. Natürlich war ich verwöhnt von Indonesien und den Philippinen. Vor der Küste gibt es eine große Inselgruppe, an deren Ufern wir getaucht sind. Es waren aber leider auch Schnorchler und viele Anfänger mit an Bord, so dass die Tauchgänge fast direkt am Ufer in geringer Tiefe stattgefunden haben. Korallen gab es wenige und wir haben ebenfalls bis auf einen Barracuda und einen Riesenbarsch nicht so viel gesehen. Aber es war schön wieder abzutauchen, leider vermutlich auch das letzte mal auf dieser Reise.
Weiter ging es Richtung Norden nach Hoi An, der alten Hndelsstadt und noch heute das Zentrum der Schneiderei. Viele Reisende kommen hierher um sich maßgeschneiderte Kleidung anfertigen zu lassen. Überall in der als Unesco Weltkulturerbe geschützten Altstadt gibt es Schneidereien, die für wenig Geld in guter Qualität Maßanfertigungen herstellen. Allerdings sollte man sich Zeit lassen, um sich einen Schneider seines Vertrauens auszusuchen.
Auf dem Nachtmarkt musste ich mich beweisen, es gibt hier einen Bereich mit vielen kleinen Restaurants, die nur aus einer Garküche und ein paar Bänken bestehen, die nebeneinander aufgebaut sind. Die Konkurrenz ist groß und das Essen wirklich sehr lecker. Aber Vietnamesische Küche ist scharf und ich esse gerne sehr scharf. Das hat mein Kellner gesehen und mich zu einem Wettessen eingeladen. So habe ich dann 5 kleine fiese bösartige Pepperoni gegessen und mir so den Respekt der ganzen Belegschaft erkämpft, allerdings am nächsten Tag dann auch teuer erkämpft, am nächsten Tag hatte ich einen der bekannten Flashbacks, wenn man zu scharf gegessen hat :-)
Hui ist die historische Hauptstadt (von 1802 bis 1945) Vietnams und Sitz der 13 Kaiser der Nguyen-Dynastie. Deshalb sind hier auch die Zitadelle und die kaiserlichen Gräber die Hauptattraktion. 20 Kilometer nördlich von Hue liegt die ehemalige Demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südvietnam. Diese Frontline ist wie ein Schweizer Käse mit einem Tunnelsystem der Vietcong durchzogen. In Vinh Moc an der Küste, kann man diese Besuchen und hineinkriechen. Wer unter Klaustrophobie leidet, dem ist dieses Erlebnis allerdings nicht zu empfehlen. Auch diesen Ausflug habe ich mit einem gemieteten Roller gemacht. Auf dem Rückweg bin ich allerdings in einen Wolkenbruch geraten und konnte noch rechtzeitig in einem kleinen Laden am Straßenrand unterschlupf finden. Ich hatte dann genug Zeit, mir den wirklich guten Vietnamesischen Kaffee schmecken zu lassen. Als einziges Land in Asien kann man den hier trinken. Überall sonst bekommt man Instantkaffee angeboten, in Vietnam wird frischer Kaffee in einer Art Minikaffeemaschine direkt in die Tasse gebrüht und ist sehr stark. Dieser Espreso wird dann mit süsser Kondensmilch getrunken und schmeckt richtig gut.
Der beste Teil der Reise folgt aber noch. Von Hue ging es nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams und dessen Wirtschaftszentrum. In dem Old Quarter, dem alten europäischen Stadtzentrum aus der französischen Kolonialzeit kann man sich schnell verlaufen, die engen verwinkelten Gassen bieten aber viel zu entdecken. Besonders berühmt und beliebt ist die Bia Corner, eine Straßenkreuzung, an der in mehreren Läden Bia Hoi verkaufen. Das wohl billigste Bier der Welt wird ohne Konservierungsstoffe gebraut und da es in den kleinen Läden keine Kühlung gibt noch am selben Tag getrunken werden. Das geschieht auf kleinen Plastikstühlen am Straßenrand für etwa 20 Eurocent für ein Glas a 0,4 Liter.
Den wilden Norden Vietnams erkundet man am besten auf zwei Rädern. Der Klassiker, aber leider sehr unzuverlässig, sind alte russiche Minsk Motorräder. Ich wollte das Risiko nicht eingehen und habe mir ein Leichtkraftrad, eine Yamaha YBR125 mit 8 PS und großen Tank gemietet, um mit dieser 6 Tage lang den Norden zu bereisen. Ich habe eine Rundtour gemacht, zu derem Höhepunkt sicherlich die Stadt Sa Pa gehört. Diese liegt in den Bergen auf 1.600 Metern Höhe und ist bekannt als Ausgangspunkt für mehrtägige Wandertouren und als Zentrum der indigenen Völker der Hmong, Red Dao und Tay. In Sa Pa wird man als Tourist allerdings sehr belagert, schon bei der Ankunft ist man umringt von jungen und alten Frauen, die einem Handwerkskunst verkaufen wollen. Für die bitterarme Bergbevölkerung eine der wenigen Einnahmequellen. Ich hatte am Tag meiner Ankunft kopflos zu einem Hmong-Mädchen gesagt, ich hätte kein Geld. Am daruffolgenden Tag bei der Abfahrt habe ich dann von einer anderen eine Umhängetasche gekauft. Das erste Mädchen hat mich erkannt und als Lügner beschimpft und mit sogar gewünscht, dass ich auf dem Motorrad verunglücke. Gut dass ich nicht abergläubisch bin.
Letzter Stopp in Vietnam war die berühmte Halong Bay. Leider ist es dort so überlaufen, dass man die tollen Buchten kaum genießen kann, denn an jedem Ankerplatz liegen schon zig andere Boote. Ich habe eine zweitägige Tour gebucht, inklusive Verpflegung, exklusive Getränke. Diese waren allerdings auf dem Schiff und den schwimmenden Dörfern sehr teuer. Alles in allem dennoch ein Muss auf jeder Asienreise.
Von Hanoi aus bin ich anch Bangkok geflogen, um dort das Visum für Myanmar zu beantragen und dann nach Rangoon in Myanmar zu fliegen.