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Blog Weltreise 2008/2009

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Die erste Woche in der Sprachschule

30. August 2008, Martin Erichsen - Americas

Ich komme mir vor wie zu Schulzeiten vor über 20 Jahren: morgens aufstehen, dann macht mir die Mutter meiner Gastfamilie ein Frühstück, gestärkt und wach schnappe ich mir den Rucksack und mache mich auf meinen kurzen Schulweg durch den schönen Parque LLano im Norden Oaxacas.

Meine Gastmutter heisst Yolanda und hat zwei Töchter und einen Sohn, der aber in den Staaten lebt. Morgens beim Früstück kann ich immer kurz mit Yolanda oder ihren Töchtern reden, ansonsten sehe ich aber nicht viel von ihnen. Sie wohnen parterre und ich im Obergeschoss, in dem es sechs Zimmer für Sprachschüler gibt. Mein Zimmer ist sehr komforabel, schöne Möbel und mein privates Bad ist frisch renoviert, Weiterhin gibt es für alle eine Küche und ein Wohnimmer mit Kabelfernsehen. Das beste jedoch ist die grosse Dachterasse, welche ich heute Nchmittag, wenn es nicht wieder regnet, einweihen werden. Pro Tag zahle ich hier 16 US$ inklusive Früstück, also etwa 11 EUR. Da es zur Zeit leider nicht viele Sprachschüler gibt, habe ich die ganze Etage für mich und ich fühle mich eher wie in einem Hotel als in einer Famielienunterkunft. Ein bischen schade, dass der Familienanschluss fehlt, auf der anderen Seite bin ganz froh, abends meine Ruhe zu haben.

Die erste Woche in der Sprachschule in Oaxaca ist nun um und ich habe mich gut eingelebt. Am Montag fing alles mit einem mündlichen Test an, den schriftlichen hatte ich ja schon letzte Woche gemacht. Das Ergebnis hat mich überrascht, ich bin in die Stufe 2B (die vierte von insgesamt acht) eingeteilt worden, ich hätte eher 1B oder 2A erwartet. Aber das Niveau passt, auch wenn mein Wortschatz noch geringer ist, als der meiner Mitschüler. Deshalb muss ich jetzt ein bischen Vokabeln büffeln, um mithalten zu können. Wir sind insgesamt zu viert in der Klasse: Ellen, eine 47 jähreige Amerikanerin, Kari, 41, Lehrerin aus Canada und Bert, ein 23 jahriger Bauingenieurstudent aus Belgien. Fehlt noch unsere Lehrerin Masisol, sie ist 28 Jahre alt und kommt aus Oaxca. Alles in allem eine ganz illustre Truppe.

Um 9 Uhr beginnt die Schule mit drei Stunden Grammatik, es folgt eine Stunde Konversation, in der wir frei über ein Thema sprechen, welches einer von uns vorbereitet hat. Nach einer zweistündigen Mittagspause treffe ich mich mit meinem Intercambio, einem 47 jähriger Hausmeister, der Englisch lernt. Er hütet die Villa eines stinkreichen Geschäftsmanns und der Job ist anscheinend sehr ruhig. So hat er Zeit für seine Hobbies und kann in aller Ruhe jeden Tag in der Uni zum Sprachunterricht gehen, morgens joggen und nachmittags mit mir eine halbe Stunde Spanisch und ich mit ihm eine halbe Stunde Englisch üben.

Ab 4 Uhr werden mehrere Workshops angeboten, unter anderem Tanzen, Weben und Kochen. Ich habe mich für den Salsa-Kurs entschieden, der komplett ausgebucht ist. Wir sind fünf Jungs und 15 Mädchen! Salsa ist für die Männer deutlich schwieriger als für die Fraün, denn wir müssen führen und die Frauen brauchen lediglich zu reagieren. Salsa kennt eine ganze Reihe von Figuren und ich habe mich nicht sonderlich gut angestellt, denn das Tempo war mir, der ich noch nie einen Tanzkurs gemacht hat, zu schnell und der Tanzlehrer hat bei der Gruppengrösse auch keine Zeit sich um solche Bewegungslegasteniker wie mich zu kümmern. Auch der ständige Fraüntausch in der Gruppe erleichtert das Lernen nicht gerade.

Mal sehen, vielleicht werde ich nächste Woche in den Kochkurs wechseln, der hat den Vorteil, dass man noch eine Gratismahlzeit bekommt. Eventuell mache ich auch keinen Workshop und treffe mich in der Zeit mit einem zweiten Intercambio. Ich habe noch einen Kontakt zu einer Studentin bekommen, die Deutsch lernt. Da es hier wenige Deutsche Sprachschüler gibt, sind wir als Intercambio sehr beliebt. So bekomme ich noch mehr Sprachpraxis, welche ich dringend benötige.

So, jetzt muss ich mir meine Vokabelkarten schnappen und ein paar neue Worte lernen.


San Christobal del las Casas

21. August 2008, Martin Erichsen - Americas

Nach dem tropisch-heissen Palenque ging es ins Hochland, nach San Christobal de las Casas. Die 160.000 Einwohner zählende Stadt liegt auf 2.500 Metern Höhe und das Klima dort ist dementsprechend angenehm kühl, Nachts kann es auch schon mal richtig kalt werden, zum erstenmal musste ich meine Regenjacke auspacken, um nicht zu frieren. Nach der Hitze in Yukatan mit tagsüber 35 Grad im Schatten sind die 20 bis 25 Grad hier sehr erholsam. San Christobal ist die zweitgrösste Stadt im Bundesstaat Chiapas und umgeben von Dörfern der indigenen Bevölkerung. International bekannt wurde San Christobal am 1. Januar 1994, als die Zapatistas das Rathaus stürmten. Die Guerillas sahen keine andere Chance, als mit Waffengewalt für die Rechte und die Verbesserung der Lebensumstände der Indios zu kämpfen. Die Armee hat die Aufständischen in nur wenigen Tagen in die Berge zurückgeschlagen, die Regierung konnte sie allerdings nicht vollständig besiegen. Die Zapatistas (benannt nach dem berühmten Bauernführer Emilio Zapatista, der Anfang des 20. Jahunderts unter dem Schlachtruf "Tierra y Libertad" für die Rechte der Landbevölkerung kämpfte) haben mit vereinzelten beaffneten Aktionen aber vor allem mit Hilfe des Internets über zehn Jahre weitergekämpft und wachen noch heute über die mittlerweile eingerichteten selbstverwalteten Kommunen der Indios.

Mit Alex y Raul Tours (keine Reservierung notwendig, Interessierte treffen sich einfach jeden Tag um 9:30 am grossen Kreuz vor der Kathedrale) habe ich zwei indigene Dörfer, Zinacantan und Chamula, besucht. In Zincantan besuchten wir eine indianische Familie und unser Führer Carlos hat viel über die Lebensweise der Einheimischen erzählt, sehr interessant.

Jedes Dorf praktiziert eine eigene Form des christlichen Glaubens, der mit mehr oder weniger alten Maya-Riten durchmischt ist. Jedes Dorf hat ausserdem eine individuelle Tracht und häufig auch eine eigene Sprache (es gibt in Mexico heutzutage noch über 60 verschiedene indigene Sprachen). Die Kinder müssen in der Schule erst Spanisch als Fremdsprache lernen, zuhause wird eine der zwölf inigenen Sprachen des Staates Chiapas gesprochen.

In Chamula wird eine Form des katholischen Glaubens praktiziert, der wesentlich stärker von alten Maya-Rituale beeinflusst ist. Die Kirche von Chamula ist ein Touristenmagnet, vor allem das Opfern von Hühner, zum Schutz vor Unheil und Flüchen, zieht viele Schaulustige an. Ein Pulsleser ermittelt die Art und Anzahl der durschzuführenden Rituale, es werden neben dem Hühneropfer beispielsweise Kerzen in unterschiedlichen Farben angezündet: weiss steht für eine gute Ernte, rot für das Herz und so weiter. Diese Kerzen werden in der entspechenden Kombination je nach Problem und Diagnose des Pulslesers auf dem Boden gestellt und angezündet. Dazu spricht man dann seine Gebete. Die Kirche ist mit Piniennadeln ausgelegt und an den Wänden findet man zahlreiche Heiligenbildnisse. Jeder betet für sich, es gibt keine gemeinsame Messe oder einen Priester, jedoch einen geistlichen Führer, der jeweils für ein Jahr gewählt wird. Dieses Ehrenamt erfordert ein gutes finanzielles Polster, das religiöse Oberhaupt der Gemeinde muss für die Instandhaltung der Kirche und die religiösen Feste der Gemeinde aufkommen, im Gegenzug erhält er einige Privilegien: er darf beispielsweise ein Geschäft am zentralen Dorfplatz eröffnen.

Auf dieser Tour habe ich auch noch Silvia und Piero aus Italien kennengelernt und wir haben uns für direkt für ein weitere Tour zum Canon de Sumidores am nächsten Tag verabredet. Abends sind Silvia, Piero, Ian, Maho, die ich in Palenque kennengelernt und in San Christobal wiedergetroffen habe, und ich auf ein paar leckere Bohemia Obscuras in die Bar Revolucion gegangen. Als ich so lansam in Stimmung kan, haben sich die beiden Pärchen leider verabschiedet und ich bin auch brav in mein Hotel zurückmaschiert.

Am nachsten Tag ging es dann zum beeindruckenden Canon de Sumidores, der etwa 30km von San Christobal entfernt ist und dessen Seitenwände an der höchsten Stelle 1.000 Meter messen. Mit einem Motorboot fuhren wir zwei Stunden durch die Schluchten, und haben tolle Wasserfälle, viele Vögel und sogar Krokodile gesehen.

Ich war in San Christobal noch zweimal abends im Kino: eine interessante Dokumentation über die Zapatistas und ein sehr schöner agentinisch-spanischer Film, La Puta y la Ballena (die Hure und der Wal), der in Patagonien spielt. Tolle Landschaftsaufnahmen, die mich davon überzeugt  haben, dass ich unbedingt nach Argentinien muss!

Bilder San Christobal del las Casas


Palenque

20. August 2008, Martin Erichsen - Americas

Nach einer achtstündigen Busfahrt bin ich am späten Nachmittag heil in Palenque angekommen. Palenque ist eine kleine Stadt am Fusse der Sierra Madre del Sur und wird von Touristen wegen den sehenswerten Mayaruinen (eine der grössten archeologischen Ausgrabungsstätten Mexikos) angesteürt. Ansonsten hat Palenque nicht viel zu bieten. Erwähnenswert ist noch El Panchan, eine Ansiedlung von Hotels und Restaurants mitten im Dchungel, die gerne von einem alternativen Publikum bewohnt wird. Im Lonely Planet stand noch was Witziges: Einheimische würden am Strassenrand des Weges nach El Panchan Pilze verkaufen, diese seien aber nicht für den Salat geeignet, denn sie wären stark halluzinogen. Passt doch sehr gut zu den Hippies in El Panchan.

Ich habe allerdings in der Stadt übernachtet, denn mir stand der Sinn nicht nach Schwitzen, Moskitos und einem Horrortrip alleine in einem fremden Land.

Am nächsten Tag habe ich mir dann die Ruinen angesehen, sehr interessant. Ich hatte vorsorglich ein Ersatzhemd mitgenommen, welches ich dann auch dringenst brauchte, denn das erste war nach wenigen Minuten komplett durchgeschwitzt. In Palenque ist es extrem heiss und schwül und die ie Ruinen liegen am Berg, so dass man neben den steilen Pyramiden auch noch einige Steigungen erklimmen muss.

Nach den Ruinen ging es dann im Minivan zu zwei Wasserfällen, Misol-Ha und Aqua Azul. Ersterer ist ein Wasserfall von etwa 35 Metern Höhe, der zweite besteht aus mehreren Terassen, deren Becken mit türkisem Wasser gefüllt sind. In denen kann man teilweise schwimmen, es ist allerdings wegen der Strömung sehr gefährlich. Sehr lustig war dort ein Übersetzungsfehler, der schwerwiegende Folgen haben könnte: "Peligro! no nada!" wurde übersetzt mit "Danger not to swim!". Ich habe sehr gelacht.

Im Minibus lernte ich noch ein nettes englisch-japanisches Paar kennen, Ian, ein ehemaliger Profifussballer, der ein paar Jahre in Japan gespielt hat, und seine Freundin Maho. Leider sind sie direkt nach San Christobal weitergereist, so dass wir abends nicht weggehen konnten.

Bilder Palenque