Als ich in Copacabana in meinem Hotel eincheckte, kam ich ins Gespräch mit dem Pärchen an der Rezeption, Paola und Reynaldo. Nach kurzem Smalltalk fragten sie mich, ob ich gerne tanzen würde. Klar, und schon wurde ich zur ersten Geburtstagsfeier ihres kleinen Sohnes Andry eingeladen. Ich war doch sehr erstaunt, dass die einen Wildfremden zu einer so privaten Feier einladen.
So habe ich mich dann abends in meiner extra für die Party gekauften Wolljacke mit Andenmuster auf den Weg ins "Christal Palace" gemacht. In der riesigen kaum gefüllten Halle war ich neben dem kleinen Geburtstagskind wohl die Hauptattraktion des Abends. Nach einer kurzen Zeit und einigen Bierchen fühlte ich mich aber dann ziemlich wohl und der Onkel von Paola aus dem fernen Santa Cruz gesellte sich zu mir. Da er auch keinen kannte, haben uns als wir noch im Stande dazu waren gut unterhalten und verstanden.
Es wurde unglaublich viel getrunken, vor allem Bier. Als Gastgeschenk sind wie bei unseren Studiparties Bierkästen üblich. Allerdings ist es in Bolivien Sitte, immer mehr Kästen mitzubringen, als der Gastgeber beim letzten mal auf der eigenen Feier mitgebracht hat. Deshalb rücken die Gäste mit vier oder fünf Kästen pro Person an und die Flaschen sind alle geöffnet, damit auch alles ja am gleichen Abend vernichtet wird.
Neben Bier bekommt man noch alle Nase lang Singani, dem Perus Pisco und Italiens Grappa ähnlichem Nationalgetränk, angeboten und so waren meine Beine nach kurzer Zeit gelockert, ich habe getanzt und den Latinos mal gezeigt, was Rythmusgefühl ist. Am Ende des Abends war ich wie alle anderen im Cristal Palace ordentlich blau und weiss nicht mehr genau, wie ich nach Hause gekommen bin.
Von Cuzco aus bin ich mit dem Nachtbus nach Puno am Titikakasee weitergereist. Der liegt auf 3.800m Metern Höhe und ist der höchste schiffbare See der Welt. 60% des Sees gehören zu Peru und 40% zu Bolivien. Der Running Gag am See schein zu sein, dass "Titi" zu Peru und "Kaka" zu Bolivien gehört, dort wird der Gag natürlich genau andersherum erzählt. Ich habe mich schlappgelacht, was bei der dünnen Luft allerdings schnell passiert ;-)
Von Puno aus habe ich die schwimmenden Inseln der Uros besucht. Die Uros, eine Aymara sprechende Minderheit der überwiegend Quechua sprechenden Indios in der Region, leben vor allem vom Fischfang und natürlich mittlerweile vom Tourismus. Ihre Inseln bestehen aus den auftriebsstarken Wurzeln des umgebenden Schilfs, die quadratisch geschnitten und anschließend zu einer Plattform zusammengebunden werden. Auf diese Fläche werden dann mehrere Schichten Schilf gelegt und fertig ist die Isla Flotante. Natürlich sind die Inseln und Schilfhäuser der Uros sehr wartungsintensiv und das Schilf muss ständig erneuert werden, aber dafür haben die Uros ihre Freiheit und sind mit den Inseln sehr mobil, gibt es Probleme mit den Nachbarn oder will man mal lange und laut feiern, wird einfach die Befestigung gelöst und man bewegt die Insel an einen anderen Ort.
Nach den Uros ging es in einer zweistündigen Bootsfahrt zur Isla Taquile. Die Insel befindet sich inmitten des Titicacasees, 35km von Puno entfernt. Berühmt ist Taquile durch ihre "strickenden Männer", die man überall auf der Insel antreffen kann. Das Stricken ist dort reine Männersache und gestrickt werden vor allem die Chillihuas, schöne lange Zipfelmützen, mit eigenem Muster für verheiratete Männer und Singles.
Nach Puno bin ich in den südlichen Bolivianischen Teil des Sees gereist, nach Copacabana, nicht zu verwechseln mit Rios Traumstand. Von dort aus erreicht man die Isla del Sol, eine traumhafte Insel, auf der nach den Inkalegenden der erste Inka (der Inka ist der Herrscher der Inkas) und seine Frau vom Sonnengott Inti erschaffen wurden, um später Cuzco zu gründen. Wir wurden im Norden der Insel abgesetzt und nach dreistündiger Wanderung zu den Sehenswürdigkeiten und über den Bergkamm im südlichen Hafen Yumani wieder aufgelesen.
Der Titikakasee bietet natürlich unzählige tolle Motive und die Bilder schiessen sich fast von alleine, deshalb hier auch ein grosses Album mit über 60 Bildern:
Huacachina nahe Ica war früher ein Erholungsgebiet der Eliten Perus, heute ist es ein Hangout für Rucksacktouris und internationales Partyvolk. Die Hauptattraktion der auf dem 50 Sol Schein abgebildeten Oase ist definitiv die einer Achterbahnfahrt gleichende Tour mit dem Buggy durch die riesigen Dünen. Man fühlt sich, als würde man mitten durch die Sahara rasen. Ein riesiger Spass für uns Touris aus der ersten Welt und ein gutes Geschäft für einige peruanische Geschäftsleute. Die dominierende Frage im Buggy lautet: weiss der jugendliche übermütige Fahrer auch genau, was er tut? Einige Manöver sind sehr gewagt, aber wir haben Glück und unser Buggy überschlägt sich nicht. Ein anderer Buggy fährt sich allerdings im Sand fest und muss mühsam freigegraben werden.
Am Ende der Fahrt setzt unser Fahrer uns auf einer Düne ab und wir schnappen uns mutig die Sandboards. Einige Snowboarder versuchen es auf den Beinen, aber ich mit meinem Bandscheibenvorfall habe da doch zu viel Schiss und will das Risiko nicht eingehen, meine Reise vorzeitig beenden zu müssen. Deshalb rutsche ich auf dem Bauch ins Sandtal, was auch richtig Laune macht. Sandboarding ist gar nicht so ungefährlich, der Sand ist ziemlich rauh und härter als Schnee. Deshalb kommt es oft zu Brüchen. Die letzte grosse Düne wird dann leider auch einer Chinesin aus meiner Gruppe zum Verhängnis, sie verliert die Kontrolle über das Brett und überschlägt sich mehrmals. Wie sich später herausstellt, hat sie sich den Unterarm beim Sturz gebrochen.
Ich Sportskanone habe alles gut überstanden und kann meine Reise wohlbehalten fortsetzen.