In Mendoza musste ich einen Tag warten, den die Grenzer in Chile haben gestreikt: 14,5% mehr Lohn und mehr Personal. So habe ich noch einen Tag in Mendoza verbracht, war sportlich und bin gelaufen und abends gab es in einem Partnerhostel meines Hostels eine Pizzaparty, auf der ich einen Teil meiner Wandergruppe wiedergetroffen habe.
Um nicht als Flashpacker zu gelten muss der echte Backpacker auf jeden Fall im Schlafsaal übernachten. Da lernt man dann leicht andere echte Backpacker kennen und spart dazu auch noch Geld, allerdings mit dem Risiko, sich Bettwanzen einzufangen. So bin ich auch in Santiago angekommen und im Hostal Bellavista abgestiegen, das liegt im gleichnamigen Viertel, in welchem sich ein Lokal an das andere reiht und am Wochenende der Mob tobt. Hier habe ich drei Irinnen kennengelernt (Irland hat nur 4 Millionen Einwohner, aber einen Iren oder eine Irin trifft man unterwegs ständig) und wir haben am Freitag abends bis vier Uhr morgens in der Disko abgetanzt. War ein sehr schöner Abend und wir hatten bei den Hits aus den 60ern, 70ern, 80ern, 90ern und von heute viel Spaß.
Santiago hat einen schlechten Ruf, die meisten Reiseführer schreiben, es gäbe keinen Grund sich hier länger als ein oder zwei Tage aufzuhalten. Die meisten Leute nutzen Santiago auch nur als Sprungbrett nach Neuseeland oder Australien, aber die Stadt ist nicht so schlecht wie ihr Ruf: einige gute Museen, viele Parks, ein reges Nachtleben, gute Restaurants und unzählige riesige Shoppingcenter.
Von der staubigen und kalten Salar ging es via Tupiza zur argentinischen Grenze in Villazon/La Quiaca. Die bolivianischen Busse stoppen in Villazon, dort muss man dann zur Grenze marschieren, diese passieren und auf der argentinischen Seite in La Quiaca vom Busbahnof aus weiterreisen. In Villazon erwarten die Touris allerdings schon Händler, die diesen Bustickets für die Weiterfahrt andrehen. Ich bin leider auch darauf hereingefallen, als ich im Busbahnhof auf argentinischer Seite ankam, war der Bus gerade abgefahren, obwohl ich an der Grenze nicht warten musste und auch sonst nirgendwo Zeit verloren habe. Ich bin auf direktem Weg über die Grenze. Was ich nicht beachtet hatte ist, dass die Zeit in Argentinien eine Stunde vorgestellt wird und mir der Händler einen Bus angedreht hat, den ich gar nicht erreichen konnte. Ausserdem hat er noch eine ordentliche Gebühr von umgerechnet 5 EUR aufgeschlagen (bei einem Ticketpreis von 25 EUR). Aber die Sache hatte sein Gutes, zwei deutsche Mädels sind auch reingefallen und um die 5 Stunden Wartezeit auf den nächsten Bus zu überbrücken, sind wir dann in einen Grill und haben saftige argentinische Steaks gegessen und eine ganze Menge Quilmes getrunken. War sehr lustig. So haben wir die Fahrt im Luxusbus (die Busse in Argentinien sind großartig, Video, Liegesitze und allen Komfort) dann auch tief geschlafen.
In Salta habe wir zusammen Sightseeing gemacht, sind abends was trinken gegangen, ich habe noch Monica aus der Schweiz kennengelernt (deren Eltern aus Galizien stammen und die deshalb perfekt Spanisch und Gallego, aber auch Englisch, Portugiesisch und natürlich als Schweizerin Französisch gesprochen hat, wow).
In Argentinien ist die Bevölkerung viel homogener als in Peru und Bolivien. Der Anteil der indigenen Einwohner ist verschwindent gering und die meisten Argentinier stammen von spanischen oder italienischen Einwanderern ab. Deshalb fühlt sich Argentinien auch sehr südeuropäisch an. Man meint in Italien oder in Spanien zu sein. Das der Wohlstand hier auch wesentlich grösser ist, kann man direkt im Straßenbild sehen: kaum Straßenhändler, fast kein Müll, neue Kleinwagen für die Mittelschicht. Die Preise sind hier im Vergleich zu Bolivien allerdings auch doppelt so hoch, allerdings grob geschätzt immer noch halb so hoch wie in Deutschland.
Von Salta aus habe ich mich auf nach Mendoza gemacht, dem Zentrum des argentinischen Weinanbaus und am Fusse der Anden gelegen. Hier kann man Hiking mit gutem Essen und Weinverkostungen kombinieren, eine sehr gute Kombination. Ich habe eine Weintour gemacht, war Rafting und bin direkt zweimal in den reißenden Rio Mendoza gefallen, wobei beim zweiten mal das gesamte Floss gekentert ist und ich schon etwas Panik bekommen habe, denn ich bin von einer Strömung lange unter Wasser gezogen worden und als ich auftauchen konnte, hatte ich das Floss direkt über mir. Ist aber alles gut gegangen.
Das beste Erlebnis war allerdings ein zweitägiger Hike in den Bergen. Am ersten Tag ging es zum Nationalpark Aconcagua. Der Aconcagua ist der höchste Berg außerhalb Asiens und wir hatten einen tollen Blick auf den Gipfel. Den Aconcagua zu besteigen erfordert allerdings viel Erfahrung und ein Jahr Training, so dass wir, nachdem wir am ersten Tag noch zur Puente del Inca gewandet sind, am zweiten Tag den Anfängerberg Cerro Caña bestiegen habe. Der Aufstieg und der Blick vom Berg waren aber auch großartig und immerhin haben wir dreieinhalb Stunden hinauf und zweieinhalb Stunden hinab benötigt. Das ist auch schon eine gute Trainingseinheit.
Wie der Machu Picchu in Peru ist die Salar de Uyuni in Bolivien ein Muss für jeden Reisenden. Uyuni ist eine kleine Stadt mitten in der Wüste und es gibt hier nichts zu sehen. Neben einer Reihe von mittelprächtigen Pizzerien und Hotels gibt es insgesamt über 60 Agenturen, die Rundreise im südwestlichen Teil Boliviens anbieten. Fast alle Reisenden machen eine drei- oder viertägige Tour durch und um die Salar de Uyuni, einer riesigen Salzwüste und die ist definitiv das Highlight einer jeden Reise.
So habe auch ich nach Internetrecherche eine Agentur mit guten Bewertungen gewählt: Oasis Tours. Die waren etwas teurer, aber dafür hatten wir einen vernünftigen Toyota Landcruiser, eine gute Köchin und einen Fahrer, der nicht besoffen war. Im Lonely Planet stehen ein paar Horrorgeschichten und es wird dringend geraten sich Zeit bei der Wahl des Abieters zu nehmen.
So ging es dann los, zwei Belgische Pärchen, Bart und Wendy, Jerome und Karoline, Roland aus der Schweiz, Reynaldo unser Fahrer, Martha, die Köchin und ich. Die Gruppe war gut, was bei drei Tagen und zwei Übernachtungen natürlich sehr wichtig ist. Wir hatten keine Pannen und so war die gesamte Tour ein ungetrübtes Erlebnis. Neben der Salzwüste geht es drei Tage über holprige Staubpisten durch tolle Landschaften zu diversen Lagunen. Die beeindruckensten sind die Laguna Colorada in tiefem rot und die Laguna Verde in einem knalligen Grün. Die Lagunen sind voller Flamingos, die dort brüten. Auch wenn es auf den Fotos anders aussehen mag, dort im Hochland ist es ziemlich kühl. Tagsüber weht meistens ein eisiger Wind, so dass man immer eine Jacke braucht. Nachts gehen die Temperaturen auf minus 10 Grad runter, ohne Schlafsack oder einige warme Wolldecken übersteht man die Nacht in den ungeheizten Unterkünften nicht. Die Assoziation von Flamingos und topischen Temperaturen, Palmen und Strand wirft man da schnell über Bord.
Ich bin immer noch ganz beeindruckt von der Schönheit dieses Teils Boliviens, aber am besten ihr seht selbst.