Nachdem ich mich vom anstrengenden Vortag erholt habe ging es um 8 Uhr los in Richtung Flugfafen.
Die Hauptattrakion und der Touristenmagnet in Nazca sind die Nazca-Linien mitten in der Wüste, die man erst in den 20er Jahren entdeckt hat. Die Linien wurden von der prekolumbianischen Nazca-Kultur errichtet. Wie und warum ist allerdings bis heute ungeklärt und es gibt viele zum Teil sehr abenteuerliche Theorien. Eine deutsche Mathematikerin, Maria Reiche, hat ihr Leben der Erforschung der Linien gewidmet und laut ihrer Theorie wurden die Linien mit Hilfe von Seilen und komplexen mathematischen Berechnungen erschaffen. Erich von Däniken sieht in den Linien natürlich wieder mal einen Beweis für ausserirdische Besucher auf unserem schönen blauen Planeten.
Für 60 US$ (der Preis variiert je nach Saison zwischen 40 und 90 US$) kann man in einer kleinen Chessna zu fünft einen halbstündigen Überflug machen und kaum ein Tourist lässt sich den entgehen. Ich hatte Glück und durfte vorne neben dem Piloten sitzen und hätte so im Notfall eingreifen können. Aber unser Pilot war mit seinen 6.000 Flugstunden ein alter Hase und so konnten wir beruhigt unsere Fotos schießen und sind sicher wieder gelandet.
Huacachina nahe Ica war früher ein Erholungsgebiet der Eliten Perus, heute ist es ein Hangout für Rucksacktouris und internationales Partyvolk. Die Hauptattraktion der auf dem 50 Sol Schein abgebildeten Oase ist definitiv die einer Achterbahnfahrt gleichende Tour mit dem Buggy durch die riesigen Dünen. Man fühlt sich, als würde man mitten durch die Sahara rasen. Ein riesiger Spass für uns Touris aus der ersten Welt und ein gutes Geschäft für einige peruanische Geschäftsleute. Die dominierende Frage im Buggy lautet: weiss der jugendliche übermütige Fahrer auch genau, was er tut? Einige Manöver sind sehr gewagt, aber wir haben Glück und unser Buggy überschlägt sich nicht. Ein anderer Buggy fährt sich allerdings im Sand fest und muss mühsam freigegraben werden.
Am Ende der Fahrt setzt unser Fahrer uns auf einer Düne ab und wir schnappen uns mutig die Sandboards. Einige Snowboarder versuchen es auf den Beinen, aber ich mit meinem Bandscheibenvorfall habe da doch zu viel Schiss und will das Risiko nicht eingehen, meine Reise vorzeitig beenden zu müssen. Deshalb rutsche ich auf dem Bauch ins Sandtal, was auch richtig Laune macht. Sandboarding ist gar nicht so ungefährlich, der Sand ist ziemlich rauh und härter als Schnee. Deshalb kommt es oft zu Brüchen. Die letzte grosse Düne wird dann leider auch einer Chinesin aus meiner Gruppe zum Verhängnis, sie verliert die Kontrolle über das Brett und überschlägt sich mehrmals. Wie sich später herausstellt, hat sie sich den Unterarm beim Sturz gebrochen.
Ich Sportskanone habe alles gut überstanden und kann meine Reise wohlbehalten fortsetzen.
Ich habe mich nun Richtung Pisco aufgemacht, um die Islas Ballestas zu besuchen, die Galapagos Inseln für Arme wie der Lonely Planet zu berichten weiss. Die Pazifikküste Perus ist extrem artenreich, denn das kalte planktonreiche Wasser des Humboltstroms bietet eine ideale Nahrungsgrundlage für viele Fischarten. Die Islas Ballestas sind Brutstätte unzähliger Vogelarten und Kinderstube von Pinguinen, Robben, Seelöwen und werden immer noch zur Gewinnung von Guano genutzt, Perus Exportschlager im 19. Jahrhundert.
Von Paracas aus, 15km südlich von Pisco, werden zweistündige Bootstouren angeboten und so hatte ich geplant, in Pisco zu übernachten. Ich habe zwar von dem Erdbeben im August letzten Jahres gelesen (7.9 auf der Richterskala, das Epizentrum lag 40km von Pisco entfernt im Meer war), dachte aber, dass ein Jahr später wieder Normalität eingekehrt wäre. Die Stadt wurde zu 70% zerstört und ich wollte erst dem Taxifahrer nicht glauben als er mir sagte, in Pisco gäbe es keine Übernachtungsmöglichkeiten, ich nahm an, es handle sich um die üblichen Tricks, um eine Provision herauszuschlagen. Als wir allerdings im Zentrum ankamen, war ich wirklich betroffen. Es war kaum ein unbeschädigtes Haus zu finden, die Kirche an der Plaza de Armas komplett zerstört, Staub und Schutthaufen überall. Die Menschen wohnen immer noch in provisorischen Holzhütten und natürlich kein Hotel weit und breit in Sicht. So bin ich dann doch dem Rat meines Fahrers gefolgt und habe in Paracas übernachtet.
Der nachste Tag sollte ziemlich heftig werden. Um 8 Uhr ging es per Boot raus zu den Inseln, und ich habe geknipst wie ein Verrückter, bei der Kulisse ist das nicht verwunderlich. Um 10 Uhr war ich wieder im Hotel und wollte nach Nazca weiterreisen, habe dann aber eine weitere Tour gebucht: Besuch des Nationalparks von Paracas (hier gibt es eine von Eisenablagerungen rotgefärbte Wüste, wilde Buchten und steile Kliffs zu sehen), Mittagessen, Fahrt nach Ica zur Wein- und Pisco-Probe, Weiterfahrt in die Oase von Huacachina inklusive Buggyfahrt durch die riesigen Sanddünen, Sandboarding die Dünen herunter und zu guter letzt die zweistündige Busfahrt nach Nazca. Abends bin ich, wie man sich vorstellen kann, todmüde ins Bett gefallen.