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Blog Transafrika 2010/2011

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Sudan

17. Januar 2011, Martin Erichsen - East Africa

Die Chinesen sind überall! Wäre ich vor zwei Jahren die Ostroute gefahren, hätte ich vermutlich die Strecke von Wadi Halfa nach Dongola am Nil entlang als eine der schwierigsten empfunden. Bevor die Chinesen die neue Straße gebaut haben, brauchte man bis zu drei Tage für die 400 Kilometer über die Sandpiste, heute auf bestem Asphalt kann man es locker in acht Stunden schaffen.

In Dongola habe ich Ariel aus Melbourne getroffen und wir sind zusammen auf die Suche nach dem Tempel von Kawa gegangen, der Lonely Planet schreibt, das es eine zweistündige Wanderung ist, wir benötigten insgesamt für unsere Exkursion sechs Stunden, einen Großteil davon verbrachten wir in der brennenden Mittagssonne und ich holte mir trotz gewissenhaften Eincremens einen Sonnenbrand. Der Tempel von Kawa ist größtenteils unter Sand begraben, so daß er schlecht zu finden ist und wir wollten schon frühzeitig aufgeben, als wir die erstbesten Ruinen fanden, vermutlich die Überreste der Lehmbauten eines verlassenen Dorfes, geschätztes Alter 30 Jahre. Zum Glück sahen wir in der Ferne eine Erhebung und nahmen alle unsere Kräfte zusammen, um diese zu erkunden. Als wir dann im Näherkommen einen Zaun mit zwei Durchgängen entdeckten, waren wir uns sicher den Tempel gefunden zu haben und, Bingo, da war er. Ich habe sogar Motorradspuren gefunden, jemand scheint direkt durch den losen Sand in den Tempel gefahren zu sein!

Nächster Stopp war Karima, wo es die Überreste des Nubischen Reiches von Kush zu bewundern gibt: Pyramiden, wesentlich steiler und kleiner als die Ägyptischen, und eine Gruft mit einem schwarzen Pharao. Im siebten Jahrhundert vor Christus haben die Nubier die Kontrolle über Ägypten erlangt und eine Dynastie von Pharaonen gestellt.

Die Haupttouristenattraktion des Sudans jedoch ist Merowe, etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Karthum. Die Pyramiden und Gruften der späten Könige und Königinnen von Kush sind atemberaubend, vor allem, weil sie in Sanddünen gebettet sind und so am frühen Morgen oder späten Nachmittag ein perfektes Motiv bieten.

Als ich nach einer kurzen Nachtfahrt am Blue Nile Sailing Club in Karthum ankam, sah ich dort zu meinem Erstaunen eine andere Yamaha Tenere, aus Finnland, wie mir das Nummernschild sagte. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut und geduscht hatte, traf ich dann den Fahrer, Jami. Er erzählte mir direkt seine Leidensgeschichte, er hatte nämlich einen Unfall in Dongola. Als er über die Sanddünen nahe des Kawa Tempels fuhr (ja, es waren seine Spuren am Tempel, die ich dort sah, so ein Zufall!), ist er einen drei Meter hohen Abhang hinuntergestürzt, wobei die Gabel seines Motorrades und die Felge des Vorderrades komplett verbogen wurden. Er musste drei Tage ins Krankenhaus, wobei er Glück im Unglück hatte, denn er hat sich nichts gebrochen und scheint auch sonst keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Die Gabel und die Felge konnten in Dongola provisorisch repariert werden und in den zehn Tagen, die er in Karthum verbracht hat, wurde beides repariert. Die Dichtung der Gabel scheint aber beschädigt, so das Öl austritt.

Wir beschlossen, zusammen nach Äthiopien zu fahren und nach einem Tag Sightseeing in Karthum, was meiner Meinung nach genug ist, brachen wir Richtung Metema in Äthiopien auf. Die Straßen sind ebenfalls in perfektem Zustand, so dass wir nur einmal bei Einbruch der Dunkelheit vor der Stadt Gadaba übernachten mussten. Wir entschlossen uns, an einem Rastplatz für LKW-Fahrer zu übernachten, was sehr witzig war. Natürlich standen wir mit unseren Motorrädern und als einzige Weiße im Mittelpunkt, aber dafür wurden wir auch bestens mit Cay und leckerem Foul versorgt. Für ein Pfund (25 Cent) konnten wir in einem Unterstand direkt neben unseren Bikes übernachten und dank Ohrstöpseln war der Lärm der Straße und haltenden LKW'S zu ertragen und ich konnte gut schlafen.

Am nächsten Tag ging es dann früh und ausgeruht weiter, es waren noch zweihundert Kilometer bis zur Grenze zurückzulegen und der Plan war, Abends Gonder zu erreichen, weitere zweihundert Kilometer von der Grenze, die nächste größere Stadt auf äthiopischer Seite. Jami und ich konnten es kaum erwarten, nach mehreren Wochen im Sudan, wo man mit 40 Hieben bestraft werden kann, wenn man mit Alkohol erwischt wird, ein kühles Bier zu trinken.

Bilder Sudan


Aswan nach Wadi Halfa

30. Dezember 2010, Martin Erichsen - East Africa

Die Fähre von Aswan nach Wadi Halfa war definitiv ein Erlebnis. Da die Kabinen der ersten Klasse ausverkauft waren, blieb den meisten Overlandern und mir nur die Deckklasse übrig. Das bedeutet, dass man die Wahl zwischen dem überfüllten und stickigen Bug des Schiffs und dem überfüllten Deck an der frischen und kühlen Nachtluft hat. Wir haben uns für letzteres entschieden, in beiden Fällen ist jedoch entscheidend, dass man sich möglichst schnell die besten Plätze sichert. Es gab zum Glück eine gute Aufgabenteilung: die Mädels kümmerten sich um die Schlafplätze, die Männer um das Verladen der Fahrzeuge, so dass wir einen sehr guten Schlafplatz unterhalb der Rettungsboote an Deck ergattern konnten, der Sonnenschutz bietet und zudem noch eingezäunt ist, was die Verteidigung erleichtert. Der Sonnenuntergang auf dem Lake Nasser war großartig, dank meines Schlafsacks und der Isomatte konnte mir die nächtliche Frische nichts anhaben und ich schlief wie ein Murmeltier bis ich gegen vier Uhr aufgrund Wassergeplätschers abrupt aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich realisierte schnell, dass jemand einen an Deck direkt neben uns befindlichen Wasserhahn geöffnet hatte und eine Menge Wasser ausströmte, welches direkt auf uns zu floss. Nun hieß es eine neün Schlafplatz zu finden, glücklicherweise war direkt neben uns ein trockenes Fleckchen zu finden und ich hätte meinen Schlaf fortsetzen können, wenn nicht um exakt fünf Uhr der Gebetsruf in voller Lautstärke aus dem direkt neben mir angebrachten Lautsprecher getönt hätte. Etwas Gutes hatte das Ganze jedoch: ich habe den Sonnenaufgang nicht verschlafen und konnte Abu Simbel in der frühen Morgensonne genießen.

Nach etwa zwanzig Stunden kamen wir dann in Wadi Halfa an und das Warten auf den nachkommenden Ponton mit den Fahrzeugen begann.

Mein erstes Vorurteil über den Sudan wurde derweil widerlegt: ich habe eine SIM-Karte gekauft und konnte sofort ohne irgendeine Konfiguration mobil im Internet surfen. Für ein Sudanesisches Pfund (25 Cents) pro Tag bietet Zain Sudan eine Flatrate. Die Verbindung ist natürlich nur GPRS und damit relativ lahm, aber es war schon ein seltsames Gefühl in Wadi Halfa, diesem Nest mitten in der Wüste, ein Bild mit meinem Handy aufzunehmen und direkt bei Facebook hochzuladen.

Wir hatten Glück, denn das Wetter war gut und es gab keinen Sturm, so dass der Ponton am folgenden Tag ankam. Nun galt es die Fahrzeuge durch den Zoll zu bekommen. Auf der Fähre wurden wir schon von sogenannten "Fixern" angesprochen, die uns anboten uns für etwa 40 USD mit den Zollformalitäten zu helfen. Die eine Hälfte der Overlander entschloss sich dazu, deren Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, die andere wollte es auf eigene Faust versuchen. Ich gehörte leider zu letzteren Gruppe, denn wir mussten feststellen, dass es keinen Weg gibt, die Formalitäten ohne Hilfe dieser Fixer zu erledigen. Wir haben uns an den höchsten Beamten gewendet, den wir finden konnten, der, nachdem er unser Anliegen verstanden hatte, plötzlich kein Englisch mehr sprach. Unglaublicherweise gab es keinen Weg, die Fahrzeuge aus dem Hafen zu bekommen, ohne einen Fixer zu engagieren. Wir mussten also nach mehreren Stunden zähneknirschend einlenken und konnten endlich über vier Stunden später als die anderen einreisen.

This is Africa :-)