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Blog Transafrika 2010/2011

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Dahab

16. Dezember 2010, Martin Erichsen - Middle East

Die fünf Stunden auf der Fähre von Aqaba nach Nuweiba habe ich nicht geschlafen, sondern mich mit einem anderen Deutschen Overlander auf dem Weg nach Südafrika unterhalten. Das war ein Fehler, denn nachdem wir die langwierigen und teuren (insgesamt etwas 150 EUR) Grenzformalitäten hinter uns hatten war es 9 Uhr und als ich endlich hundsmüde in Dahab angekommen bin war es 11 Uhr. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt 28 Stunden nicht geschlafen und habe mir das nächste Zimmer genommen und dann 24 Stunden am Stück geschlafen, nachdem ich leichtes Fieber bekommen hatte. Die Tour war anscheinend doch zu viel für meinen Körper, aber nach der Schlafkur ging es mir wieder gut.

Ich wollte eigentlich nur eine Woche in Dahab bleiben, bin aber doch zwei Wochen dort geblieben und die Zeit ging vorbei wie im Flug.

Ich habe im Diver's House meinen PADI Rescue Diver gemacht und hatte wirklich ein glückliches Händchen mit der Tauchbasis: das Diver's House ist günstig und gut. Ein deutsch-schweizerisches Pärchen, Muriel und Heppo aus Stockheim in Bayern, haben sich schon lange mit dem Gedanken getragen, ihren Rescue Diver zu machen. Als ich um die Ecke kam, gab das den letzten Anstoß. Wir hatten zusammen viel Spaß, Roland unser Tauchlehrer war ein Schatz und so hatten wir interessante, lehrreiche und spannende vier Tage zusammen erlebt.

Ich habe natürlich noch weitere Tauchgänge gemacht, ein besonderes Erlebnis war die Thistlegorm, ein Britsicher Frachter, der von einem Deutschen Bomber im zweiten Weltkrieg versenkt wurde. Auf 30 Metern Tiefe liegt das Schiff mitsamt seiner Fracht aufrecht und man kann in die Lagerräume hinabtauchen und die Lastwagen, Motorräder und zwei Lokomotiven begutachten. Die Reifen der Motorräder sind nach über sechzig Jahren noch mit Luft gefüllt und sehen aus, als könnte man mit ihnen gleich losfahren.

Feiern war ich natürlich auch. Habe Yogi aus Australien wiedergetroffen, mit dem ich in Beirut so abgestürzt bin. Wir waren schön in der Disco, allerdings ist das Nachtleben in Dahab nichts Besonderes. Die meisten Leute sind vom Tauchen so müde, dass sie früh nach Hause gehen.

Nach schönen zwei Wochen in diesem gemütlichen Nest, in welches ich definitiv wieder zum Tauchen kommen werde (es ist ja nicht weit von uns aus), bin ich mich dann Richtung Kairo aufgebrochen, wo auf mich einiges an Organisationskram wartet.

Bilder Tauchen in Dahab


Jordanien

10. Dezember 2010, Martin Erichsen - Middle East

An der Jordanischen Grenze etwa 90 Kilometer südlich von Damaskus erwartete mich eine lange Schlange von Fahrzeugen. Ich wurde allerdings sofort von einem Grenzer nach vorne gewunken und konnte auf der VIP-Spur alle Wartenden überholen. So haben alle Formalitäten nur eine knappe halbe Stunde gedauert und ich konnte meine Reise nach Madaba, 50 Kilometer südlich von Amman, fortsetzen. Seit fünf Jahren sind Motorräder in Jordanien verboten, es gab wohl zu viele tödliche Unfälle, was bei dem chaotischen Verkehr kein Wunder ist. Allerdings ist König Abdullah II selbst ein Biker (ein Reisender erzählte mir, der König wäre auf einer Harley mit Begleitschutz und Helikopter als Sicherung an ihm vorbeigedonnert) und deshalb gibt es den königlichen Motorradclub für die oberen Zehntausend. So habe ich mir meine Sonderbehandlung an der Grenze erklärt.

Am Toten Meer traf ich allerdings noch den Harley Davidson Club Sankt Petersburg auf Ausfahrt. Die Jungs und Mädels haben ganz schön einen auf dicke Hose gemacht mit ihren Street Glides, aber die Russen sind ja nicht als Leisetreter bekannt.

Von Madaba, berühmt wegen seiner Mosaike, ging es zum Toten Meer, habe dort ein Bad (ganz schön seltsam, bei dem Auftrieb bleiben zweidrittel des Körpers über Wasser) und eine Art Ganzkörperfangopackung genommen und bin dann weiter nach Petra gefahren. Die antike Hauptstadt des Nabatäerreiches ist eines der neuen sieben Weltwunder und die Haupttouristenattraktion Jordaniens. Der Eintritt schlägt mit 50 EUR für einen Tag (ok, es sind nur noch 55 EUR für zwei und 60 EUR für drei Tage :-)) alle Rekorde. Tagestouristen zahlen sogar 90 EUR. Unglaublich. Dennoch will man sich diese einmalige Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen und abseits der Massen kann man mutterseelenallein durch Seitentäler wandern und einsame Höhlen und Gräber entdecken.

Nächster Stopp war Wadi Rum, eine felsige Wüstenlandschaft, bekannt durch den Film Lawrence von Arabien, der hier in Teilen aufgenommen wurde. Der zugängliche Teil Wadi Rums ist gar nicht so groß, wie ich vorher gedacht habe und es ist dort einiges los, denn unzählige Touristen werden auf Pferden, Kamelen oder die ganz faulen wie ich mit Geländewagen herumkutschiert. Die Pisten sind gar nicht so schlecht und ich habe mich im Nachhinein geärgert, dass ich mich nicht traute, die Gegend auf eigene Faust mit dem Motorrad zu erkunden. Zu meiner Entschuldigung ist anzuführen, dass meine Kette schon ziemlich hinüber war und ich nicht die richtigen Reifen (und fehlende Schlauchstopper) hatte.

Nach einer erholsamen Nacht in einem Beduinencamp in der Wüste ging es am nächsten morgen weiter nach Aqaba am Roten Meer. Ich musste allerdings unterwegs noch ein Gewitter und heftige Regenschauer (in der Wüste!) abwarten, bevor ich endlich weiterfahren konnte.

In Aqaba habe ich dann um Mitternacht die Fähre nach Nuweiba auf der Sinaihalbinsel genommen und somit das schöne aber auch teure Jordanien hinter mir gelassen.

Bilder Jordanien


Syrien und Libanon

26. November 2010, Martin Erichsen - Middle East

Der Grenzübergang in Al-Qamishli gestaltete sich Dank des in Deutschland beantragten Visums recht unproblematisch. Die Versicherung für die Tenere war mit 38 USD für einen Monat auch bezahlbar. Nach einer knappen Stunde war ich dann mit allen Formalitäten fertig und konnte meine Reise fortsetzen. Was einem im Gegensatz zur Türkei direkt auffällt ist, dass überall wesentlich mehr Müll herumfliegt. Da kommt Syrien schon sehr nah an Indien heran, immer noch das schmutzigste Land meiner bisherigen Reisen. Da GPS in Syrien verboten ist, muss ich mich die ersten Kilometer an den Straßenschildern orientieren, welche zum Glück neben Arabisch auch Englisch beschriftet sind. Nach einer halben Stunde hole ich dann das GPS-Gerät aus den Tiefen meiner Koffer und bin dank Open Street Maps von da an meistens auf dem richtigen Weg. Das Garmin 60Csx wird von fast allen Syriern für ein Handy gehalten, so dass ich es überall offen verwenden kann.

Mein erster Stopp ist Deir Ezzor, eine 250.000 Einwohner zählende staubige Grenzstadt am Euphrat. Von hier aus besuche ich die Festungen Halabiya und Zalabiya, welche von der Palmyrischen Herrscherin Zenobia am Euphrat errichtet wurden. Ich bin ganz alleine, keine anderen Reisenden in Sicht und wie mir der gesprächige Wärter versichert, auch der erste an diesem Tag. So kann ich die Ruhe den majestätischen Blick auf den Euphrat, der Lebensader Ostsyriens, genießen. Am nächsten Tag fahre ich Richtung Irakische Grenze und besuche Mari, eine 5000 Jahre alte Sumerische Stadt, und Dua Europos, eine gut erhaltene Seleukidische Festung ebenfalls mit tollem Blick auf den Euphrat.

Bilder Syrien

Weiter geht es nach Palmyra, der Haupttouristenattraktion des Landes. Hier werfe ich endgültig mein Vorurteil über Bord, Syrien wäre ein exotisches Reiseziel. Busladungen von vor allem Deutschen Rentnern werden auf Tagestouren von Damaskus oder Aleppo herangekarrt und durch die Ruinen geschleust. Dennoch ist Palmyra beeindruckend und gerade bei Sonnenaufgang und -untergang ein Erlebnis, welches man nicht auslassen sollte.

Die Altstadt von Aleppo, die große Moschee, der Souq und natürlich die Zitadelle mit tollem Blick über die Stadt muss man gesehen haben. Von Homs aus, auf dem halben Weg von Aleppo nach Damaskus und mit einer große christlichen Bevölkerung, besuche ich die Kreuzfahrerfestung Krak de Chevalier und bin doch überrascht, dort einen "Stuttgart 21" Aufkleber zu entdecken. Das zum Thema "kleine Welt". Von Homs aus geht es in den Libanon. Der Grenzübergang ist problemlos, wenn auch auf libanesischer Seite teuer, denn ich muss eine Motorradversicherung für ein Jahr für 50 USD abschließen, obwohl ich doch nur ein paar Tage dort bleiben will.

Neun von zehn Autos sind alte Benzen, auf dem Land vor allem /8er und W123er. Je näher man Beirut kommt, desto neür werden die Modelle. In Beirut selbst kommt man dann als Autofan voll auf seine Kosten, hier ist alles an Luxusschlitten zu sehen, was man sich vorstellen kann: Lamborghinis, Aston Martins, Bugattis, Porsche, Ferraris. Nicht nur die Autos sind teür und konsumfreudig, auch die Fraün, die in der Arabischen Welt eindeutig als die schönsten des Globus gelten, sind aufgemotzt und schönheitsoperiert.

In der Pension Al-Nazih treffe ich viele sehr nette Leute: Roxana aus Washington, den Georgischen Honorarkonsul und TV-Host Buddy aus Manila, Jules, Yogi und Charlie aus Oz, Manou aus Montreal und Rumiana aus Bulgarien. Wir machen die Bars und Pubs im Vergnügungsviertel Gemmayze unsicher und feiern Halloween im Klub BO18, einer der ersten Adressen in Beirut. Das gute am Libanon ist, dass er so klein ist. Jeder Punkt des Landes kann in wenigen Stunden von Beirut aus erreicht werden und so wählen fast alle Reisenden die Hauptstadt als Basis. Wir besuchen die berühmte Weingut Ksara und die 1400 Jahre alte Umayyadische Stadt Anjar im Beeka Valley. Das ist schon eigentlich alles, was ich an Sehenswürdigkeiten im Libanon außerhalb Beiruts sehe, da ich doch viel Zeit brauche, meine diversen Kater auszukurieren.

Bilder Libanon

Der Rückweg nach Syrien über den Beirut-Damaskus Highway ist nur 90 Kilometer lang, für diese benötige ich jedoch fast sieben Stunden. Der Aufstieg ins Beeka Valley von über 2000 Metern ist fahrerisch eine große Herausforderung, denn zu den Serpentinen gesellen sich noch die lebensmüden rücksichtslosen libanesischen Fahrer. Ich bin froh als ich in Damaskus heile ankomme und empfinde den Verkehr dort sogar als entspannend.

Ich verbringe noch ein paar schöne Tagen in Damaskus, wo ich Roxana und Rumiana aus Beirut wiedertreffe. Nach dem Hedonismus und der Hektik in Beirut tut es doch wieder gut, in einer arabischen Stadt mit der Ruhe der Teehäuser, der Geschäftigkeit des Souqs und der Gastfreundlichkeit ihrer Bewohner zu sein.

Syrien ist im Gegensatz zu westlichen Vorurteilen und der allgemeinen politischen Situation ein gastfreundliches, spannendes, sicheres und liebenswertes Land. Ich hatte so schöne Begegnungen und die Menschen dort sind mit die freundlichsten und liebenswürdigsten, die ich bisher auf meinen Reisen kennengelernt habe.