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Blog Transafrika 2010/2011

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Kairo

20. Dezember 2010, Martin Erichsen - East Africa

Von Dahab nach Kairo sind es etwa 600 Kilometer, und ich habe mich für die Route quer durch die Sinai-Halbinsel vorbei am Katharinenkloster, dem biblischen Berg Sinai und dem Suez-Kanal entschieden. Die Wüste auf der Strecke durch den Sinai ist unglaublich, alle paar Kilometer wechselt der Sand seine Farbe, es gibt Schluchten und steile Canyons, eine beeindruckende Landschaft, die von weinige Beduinen bewohnt wird. Eine deutsche Auswandererin hat mir erzählt, dass in dieser Wüste mehr Menschen ertrinken als verdursten. Es gibt alle Jubeljahre sintflutartige Regenfälle und innerhalb weniger Minuten werden Täler von einer Flutwelle erfasst und wer sich dort befindet, hat keine Überlebenschance. Die meisten Opfer sind Touristen, aber es kommen auch hin und wieder Einheimische ums Leben.

Meine Kette ist nun endgültig hinüber, ich hatte sie in Dahab gespannt und in Kairo angekommen ratterte sie wieder, so dass ich dachte, sie würde gleich vom Ritzel springen. Nach 22.000 Kilometern ist sie nun wirklich durch. Gutes Timing, meine Ersatzteile sind schon in Kairo angekommen, Herr Hasem, ein Vertreter der Firma Erichsen, hat sie für mich empfangen. Ich habe über das Internet die Werkstadt von Mohamed Anwar gefunden, der in Ägypten als einer der besten Zweiradmechaniker gilt. So war meine erste Mission, die Ersatzteile abzuholen, einen Cay mit dem lieben Herrn Hashem zu trinken und mir Geschichten der Firma Erichsen in Hemer anzuhören. Danach ging es zu Mohameds Werkstatt, die ich Dank GPS schnell gefunden habe. Was für ein erleuchtender Moment, als ich von der staubigen Seitenstraße in die Halle einfuhr und dort etwa dreißig fette Motorräder, Harleys, eine Royal Enfield, Enduros und zahlreiche Joghurtbecher standen. Wer in Kairo ein richtiges Motorrad und nicht eines dieser billigen chinesischen Kleinkrafträdern mit 150 ccm fährt, geht zu Mohamed.

Der hat dann meine Kette und Ritzel gewechselt, die Continental TKC 80 Geländereifen mit Schlauchstopper aufgezogen, Öl und Ölfilter gewechselt, Luftfilter gereinigt und das Ventilspiel per Gehör (!) geprüft. Meine Tenere ist nun bereit für Afrika und sieht nach 12.000 Kilometern immer noch aus wie neu.

Ich hatte weitere Pflichtaufgaben in der Hauptstadt zu erledigen. Das Visum für Sudan, Visum für Äthiopien und die Verlängerung des Ägyptischen Visums. Alles hat gut geklappt. Das Sudanesische Visum hat mir am meisten Sorge bereitet, aber nachdem ich von der Deutschen Botschaft mein Empfehlungsschreiben abgeholt, die Formulare ausgefüllt und meine 100 USD bezahlt hatte, konnte ich das Visum nach nur zwei Tagen abholen. Die beiden anderen Aufgaben klappten genauso problemlos.

Ich habe Yogi und Clark, die beiden Autralier aus Dahab, wieder getroffen und wir waren im Cairo Jazz Club, haben dort Cocktails getrunken und sind ordentlich versackt. Um die Ecke des Dahab Hostels, eine schöne Oase in der hektischen Stadt mit entspannendem Dachgarten, gab es eine Menge von Teehäusern, wo wir die ein oder andere Sheesha geraucht und Partie Backgammon gespielt haben.

Natürlich habe ich die Pyramiden von Gizeh gesehen, war im Ägyptischen Museum, in der Altstadt, der Zitadelle und der Dead City, einem großen Friedhof, auf welchem zwischen den Gräbern die Armen wohnen. Das Museum of Islamic Art war eines der Highlights, ich war dort mit Florian und seiner Freundin, er ist Islamwissenschaftler und konnte natürlich einige interessante Details erläutern. Das Museum ist nach ewig langer Restauration vor kurzem wiedereröffnet worden und die Ausstellung ist grandios. Highlight ist einer der ältesten Korane der Welt, aber alle Perioden von dem Umayyaden über die Abassiden, Fatimiden, Abbuyiden, Mamluken bis hin zu den Türken werden abgedeckt.

Hatte mir leider eine Erkältung zugezogen und hatte eine Woche lang starken Husten und Schnupfen. Es gab einen Wetterumschwung, so dass es richtig kalt wurde und dabei muss ich mich wohl erkältet haben. Der Smog und dann zuletzt ein Sandsturm hat nicht zur Besserung beigetragen. Nach anderthalb Wochen bin ich dann endgültig Richtung Süden aufgebrochen, den zweiten wohl abenteuerlichere Teil meiner Transafrikareise beginnend.


Dahab

16. Dezember 2010, Martin Erichsen - Middle East

Die fünf Stunden auf der Fähre von Aqaba nach Nuweiba habe ich nicht geschlafen, sondern mich mit einem anderen Deutschen Overlander auf dem Weg nach Südafrika unterhalten. Das war ein Fehler, denn nachdem wir die langwierigen und teuren (insgesamt etwas 150 EUR) Grenzformalitäten hinter uns hatten war es 9 Uhr und als ich endlich hundsmüde in Dahab angekommen bin war es 11 Uhr. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt 28 Stunden nicht geschlafen und habe mir das nächste Zimmer genommen und dann 24 Stunden am Stück geschlafen, nachdem ich leichtes Fieber bekommen hatte. Die Tour war anscheinend doch zu viel für meinen Körper, aber nach der Schlafkur ging es mir wieder gut.

Ich wollte eigentlich nur eine Woche in Dahab bleiben, bin aber doch zwei Wochen dort geblieben und die Zeit ging vorbei wie im Flug.

Ich habe im Diver's House meinen PADI Rescue Diver gemacht und hatte wirklich ein glückliches Händchen mit der Tauchbasis: das Diver's House ist günstig und gut. Ein deutsch-schweizerisches Pärchen, Muriel und Heppo aus Stockheim in Bayern, haben sich schon lange mit dem Gedanken getragen, ihren Rescue Diver zu machen. Als ich um die Ecke kam, gab das den letzten Anstoß. Wir hatten zusammen viel Spaß, Roland unser Tauchlehrer war ein Schatz und so hatten wir interessante, lehrreiche und spannende vier Tage zusammen erlebt.

Ich habe natürlich noch weitere Tauchgänge gemacht, ein besonderes Erlebnis war die Thistlegorm, ein Britsicher Frachter, der von einem Deutschen Bomber im zweiten Weltkrieg versenkt wurde. Auf 30 Metern Tiefe liegt das Schiff mitsamt seiner Fracht aufrecht und man kann in die Lagerräume hinabtauchen und die Lastwagen, Motorräder und zwei Lokomotiven begutachten. Die Reifen der Motorräder sind nach über sechzig Jahren noch mit Luft gefüllt und sehen aus, als könnte man mit ihnen gleich losfahren.

Feiern war ich natürlich auch. Habe Yogi aus Australien wiedergetroffen, mit dem ich in Beirut so abgestürzt bin. Wir waren schön in der Disco, allerdings ist das Nachtleben in Dahab nichts Besonderes. Die meisten Leute sind vom Tauchen so müde, dass sie früh nach Hause gehen.

Nach schönen zwei Wochen in diesem gemütlichen Nest, in welches ich definitiv wieder zum Tauchen kommen werde (es ist ja nicht weit von uns aus), bin ich mich dann Richtung Kairo aufgebrochen, wo auf mich einiges an Organisationskram wartet.

Bilder Tauchen in Dahab


Jordanien

10. Dezember 2010, Martin Erichsen - Middle East

An der Jordanischen Grenze etwa 90 Kilometer südlich von Damaskus erwartete mich eine lange Schlange von Fahrzeugen. Ich wurde allerdings sofort von einem Grenzer nach vorne gewunken und konnte auf der VIP-Spur alle Wartenden überholen. So haben alle Formalitäten nur eine knappe halbe Stunde gedauert und ich konnte meine Reise nach Madaba, 50 Kilometer südlich von Amman, fortsetzen. Seit fünf Jahren sind Motorräder in Jordanien verboten, es gab wohl zu viele tödliche Unfälle, was bei dem chaotischen Verkehr kein Wunder ist. Allerdings ist König Abdullah II selbst ein Biker (ein Reisender erzählte mir, der König wäre auf einer Harley mit Begleitschutz und Helikopter als Sicherung an ihm vorbeigedonnert) und deshalb gibt es den königlichen Motorradclub für die oberen Zehntausend. So habe ich mir meine Sonderbehandlung an der Grenze erklärt.

Am Toten Meer traf ich allerdings noch den Harley Davidson Club Sankt Petersburg auf Ausfahrt. Die Jungs und Mädels haben ganz schön einen auf dicke Hose gemacht mit ihren Street Glides, aber die Russen sind ja nicht als Leisetreter bekannt.

Von Madaba, berühmt wegen seiner Mosaike, ging es zum Toten Meer, habe dort ein Bad (ganz schön seltsam, bei dem Auftrieb bleiben zweidrittel des Körpers über Wasser) und eine Art Ganzkörperfangopackung genommen und bin dann weiter nach Petra gefahren. Die antike Hauptstadt des Nabatäerreiches ist eines der neuen sieben Weltwunder und die Haupttouristenattraktion Jordaniens. Der Eintritt schlägt mit 50 EUR für einen Tag (ok, es sind nur noch 55 EUR für zwei und 60 EUR für drei Tage :-)) alle Rekorde. Tagestouristen zahlen sogar 90 EUR. Unglaublich. Dennoch will man sich diese einmalige Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen und abseits der Massen kann man mutterseelenallein durch Seitentäler wandern und einsame Höhlen und Gräber entdecken.

Nächster Stopp war Wadi Rum, eine felsige Wüstenlandschaft, bekannt durch den Film Lawrence von Arabien, der hier in Teilen aufgenommen wurde. Der zugängliche Teil Wadi Rums ist gar nicht so groß, wie ich vorher gedacht habe und es ist dort einiges los, denn unzählige Touristen werden auf Pferden, Kamelen oder die ganz faulen wie ich mit Geländewagen herumkutschiert. Die Pisten sind gar nicht so schlecht und ich habe mich im Nachhinein geärgert, dass ich mich nicht traute, die Gegend auf eigene Faust mit dem Motorrad zu erkunden. Zu meiner Entschuldigung ist anzuführen, dass meine Kette schon ziemlich hinüber war und ich nicht die richtigen Reifen (und fehlende Schlauchstopper) hatte.

Nach einer erholsamen Nacht in einem Beduinencamp in der Wüste ging es am nächsten morgen weiter nach Aqaba am Roten Meer. Ich musste allerdings unterwegs noch ein Gewitter und heftige Regenschauer (in der Wüste!) abwarten, bevor ich endlich weiterfahren konnte.

In Aqaba habe ich dann um Mitternacht die Fähre nach Nuweiba auf der Sinaihalbinsel genommen und somit das schöne aber auch teure Jordanien hinter mir gelassen.

Bilder Jordanien