Die erste Woche in der Sprachschule
- 30. August 2008 - Americas
Ich komme mir vor wie zu Schulzeiten vor über 20 Jahren: morgens aufstehen, dann macht mir die Mutter meiner Gastfamilie ein Frühstück, gestärkt und wach schnappe ich mir den Rucksack und mache mich auf meinen kurzen Schulweg durch den schönen Parque LLano im Norden Oaxacas.
Meine Gastmutter heisst Yolanda und hat zwei Töchter und einen Sohn, der aber in den Staaten lebt. Morgens beim Früstück kann ich immer kurz mit Yolanda oder ihren Töchtern reden, ansonsten sehe ich aber nicht viel von ihnen. Sie wohnen parterre und ich im Obergeschoss, in dem es sechs Zimmer für Sprachschüler gibt. Mein Zimmer ist sehr komforabel, schöne Möbel und mein privates Bad ist frisch renoviert, Weiterhin gibt es für alle eine Küche und ein Wohnimmer mit Kabelfernsehen. Das beste jedoch ist die grosse Dachterasse, welche ich heute Nchmittag, wenn es nicht wieder regnet, einweihen werden. Pro Tag zahle ich hier 16 US$ inklusive Früstück, also etwa 11 EUR. Da es zur Zeit leider nicht viele Sprachschüler gibt, habe ich die ganze Etage für mich und ich fühle mich eher wie in einem Hotel als in einer Famielienunterkunft. Ein bischen schade, dass der Familienanschluss fehlt, auf der anderen Seite bin ganz froh, abends meine Ruhe zu haben.
Die erste Woche in der Sprachschule in Oaxaca ist nun um und ich habe mich gut eingelebt. Am Montag fing alles mit einem mündlichen Test an, den schriftlichen hatte ich ja schon letzte Woche gemacht. Das Ergebnis hat mich überrascht, ich bin in die Stufe 2B (die vierte von insgesamt acht) eingeteilt worden, ich hätte eher 1B oder 2A erwartet. Aber das Niveau passt, auch wenn mein Wortschatz noch geringer ist, als der meiner Mitschüler. Deshalb muss ich jetzt ein bischen Vokabeln büffeln, um mithalten zu können. Wir sind insgesamt zu viert in der Klasse: Ellen, eine 47 jähreige Amerikanerin, Kari, 41, Lehrerin aus Canada und Bert, ein 23 jahriger Bauingenieurstudent aus Belgien. Fehlt noch unsere Lehrerin Masisol, sie ist 28 Jahre alt und kommt aus Oaxca. Alles in allem eine ganz illustre Truppe.
Um 9 Uhr beginnt die Schule mit drei Stunden Grammatik, es folgt eine Stunde Konversation, in der wir frei über ein Thema sprechen, welches einer von uns vorbereitet hat. Nach einer zweistündigen Mittagspause treffe ich mich mit meinem Intercambio, einem 47 jähriger Hausmeister, der Englisch lernt. Er hütet die Villa eines stinkreichen Geschäftsmanns und der Job ist anscheinend sehr ruhig. So hat er Zeit für seine Hobbies und kann in aller Ruhe jeden Tag in der Uni zum Sprachunterricht gehen, morgens joggen und nachmittags mit mir eine halbe Stunde Spanisch und ich mit ihm eine halbe Stunde Englisch üben.
Ab 4 Uhr werden mehrere Workshops angeboten, unter anderem Tanzen, Weben und Kochen. Ich habe mich für den Salsa-Kurs entschieden, der komplett ausgebucht ist. Wir sind fünf Jungs und 15 Mädchen! Salsa ist für die Männer deutlich schwieriger als für die Fraün, denn wir müssen führen und die Frauen brauchen lediglich zu reagieren. Salsa kennt eine ganze Reihe von Figuren und ich habe mich nicht sonderlich gut angestellt, denn das Tempo war mir, der ich noch nie einen Tanzkurs gemacht hat, zu schnell und der Tanzlehrer hat bei der Gruppengrösse auch keine Zeit sich um solche Bewegungslegasteniker wie mich zu kümmern. Auch der ständige Fraüntausch in der Gruppe erleichtert das Lernen nicht gerade.
Mal sehen, vielleicht werde ich nächste Woche in den Kochkurs wechseln, der hat den Vorteil, dass man noch eine Gratismahlzeit bekommt. Eventuell mache ich auch keinen Workshop und treffe mich in der Zeit mit einem zweiten Intercambio. Ich habe noch einen Kontakt zu einer Studentin bekommen, die Deutsch lernt. Da es hier wenige Deutsche Sprachschüler gibt, sind wir als Intercambio sehr beliebt. So bekomme ich noch mehr Sprachpraxis, welche ich dringend benötige.
So, jetzt muss ich mir meine Vokabelkarten schnappen und ein paar neue Worte lernen.
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