Das mit dem Hinterland muss ich revidieren. Kappadokien, hier besonders das Städtchen Göreme, ist eine Haupttouristenattraktion der Türkei zu welcher die Pauschalreisenden in Busladungen herangekarrt werden. Die Feenkarmine, durch Erosion entstandene Felskegel, werden seit Jahrtausenden als Behausung, Kirche (es gibt geschätzt über 4.000 Felskirchen in Kappadokien) oder Taubenschlag verwendet, da der Tuffstein sehr weich ist und aushärtet, wenn er mit Sauerstoff in Kontakt kommt. In den Untergrund haben die Bewohner riesige unterirdische Städte gegraben, in denen sie sich für mehrere Monate vor Angreifern verstecken konnten. Die unzugängliche Gegend wurde von den ersten christlichen Gemeinden als Schutz vor der Verfolgung im römischen Reich genutzt, später nach der arabischen Invasion haben Christen des zurückgedrängten Byzantinischen Reiches hier überlebt.
In Göreme angekommen habe ich mich in der Panoramic Cave einquartiert, das Zimmer war mit 60 TL zwar eigentlich zu teuer, aber der Ausblick über die Stadt ist das Geld wert. Fast alle Pensionen in Göreme bieten Zimmer in den Feenkarminen an, die im Sommer angenehm kühl und im Winter schön warm sind und führen deshalb ein "Cave" im Namen. Ein weiterer Pluspunkt der Panoramic Cave war, das eine BMW R1200GS auf dem Parkplatz stand und ich bis dato noch keine Biker getroffen habe.
Es stellte sich heraus, dass die Gummikuh den Belgiern Nancy und Freddie gehört, die von einer kleinen Stadt in der Nähe Brügges bis nach Göreme gefahren sind. Abends beim gemeinsamen Grillen kamen wir ins Gespräch. Beide sind ebenfalls dem Reisefieber verfallen und viel herum gekommen, so konnten wir Reisegeschichten austauschen und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Die nächsten zwei Tage erkundeten wir dann die märchenhafte Gegend zusammen auf unseren Stahlrössern und hatten viel Spaß. Freddie wäre fast direkt mit nach Kapstadt gekommen, ich hatte den Eindruck dass er wirklich für einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt hat. Nancy hätte es ihm erlaubt, aber dann ob siegte doch die Vernunft und die beiden haben sich auf den Rückweg an der Küste gemacht.
Nach drei tollen Tagen mit sehr netten Bekanntschaften (ich werde die Gespräche mit Ina aus Holland nicht vergessen, die mir als erfahrene Türkeireisende noch viele Einsichten in das für mich verschlossene Leben der Frauen im ländlichen Anatolien gegeben hat), bin ich dann Richtung Kommagene aufgebrochen, wo der Berg Nemrut mit seinem unglaublichem Panorama und dem Tempel des Antiochus auf mich wartet.