Blog Transafrika 2010/2011

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Kappadokien

01. October 2010, Martin Erichsen - Middle East

Das mit dem Hinterland muss ich revidieren. Kappadokien, hier besonders das Städtchen Göreme, ist eine Haupttouristenattraktion der Türkei zu welcher die Pauschalreisenden in Busladungen herangekarrt werden. Die Feenkarmine, durch Erosion entstandene Felskegel, werden seit Jahrtausenden als Behausung, Kirche (es gibt geschätzt über 4.000 Felskirchen in Kappadokien) oder Taubenschlag verwendet, da der Tuffstein sehr weich ist und aushärtet, wenn er mit Sauerstoff in Kontakt kommt. In den Untergrund haben die Bewohner riesige unterirdische Städte gegraben, in denen sie sich für mehrere Monate vor Angreifern verstecken konnten. Die unzugängliche Gegend wurde von den ersten christlichen Gemeinden als Schutz vor der Verfolgung im römischen Reich genutzt, später nach der arabischen Invasion haben Christen des zurückgedrängten Byzantinischen Reiches hier überlebt.

In Göreme angekommen habe ich mich in der Panoramic Cave einquartiert, das Zimmer war mit 60 TL zwar eigentlich zu teuer, aber der Ausblick über die Stadt ist das Geld wert. Fast alle Pensionen in Göreme bieten Zimmer in den Feenkarminen an, die im Sommer angenehm kühl und im Winter schön warm sind und führen deshalb ein "Cave" im Namen. Ein weiterer Pluspunkt der Panoramic Cave war, das eine BMW R1200GS auf dem Parkplatz stand und ich bis dato noch keine Biker getroffen habe.

Es stellte sich heraus, dass die Gummikuh den Belgiern Nancy und Freddie gehört, die von einer kleinen Stadt in der Nähe Brügges bis nach Göreme gefahren sind. Abends beim gemeinsamen Grillen kamen wir ins Gespräch. Beide sind ebenfalls dem Reisefieber verfallen und viel herum gekommen, so konnten wir Reisegeschichten austauschen und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Die nächsten zwei Tage erkundeten wir dann die märchenhafte Gegend zusammen auf unseren Stahlrössern und hatten viel Spaß. Freddie wäre fast direkt mit nach Kapstadt gekommen, ich hatte den Eindruck dass er wirklich für einen Augenblick mit dem Gedanken gespielt hat. Nancy hätte es ihm erlaubt, aber dann ob siegte doch die Vernunft und die beiden haben sich auf den Rückweg an der Küste gemacht.

Nach drei tollen Tagen mit sehr netten Bekanntschaften (ich werde die Gespräche mit Ina aus Holland nicht vergessen, die mir als erfahrene Türkeireisende noch viele Einsichten in das für mich verschlossene Leben der Frauen im ländlichen Anatolien gegeben hat), bin ich dann Richtung Kommagene aufgebrochen, wo der Berg Nemrut mit seinem unglaublichem Panorama und dem Tempel des Antiochus auf mich wartet.

Bilder Kappadokien


Pamukkale

26. September 2010, Martin Erichsen - Middle East

Pamukkale liegt 240 Kilometer östlich von Ephesus und die kurze Fahrt dorthin war wegen der Hitze für mich doch anstrengend, ich war froh, als ich am frühen Nachmittag im Dorf unterhalb der Kalkterrassen angekommen bin. Ein dank Überangebot günstiges Hotel für 30 Lira (15 Euro) pro Nacht war schnell gefunden und ich konnte noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf den Terrassen meine Fotos schießen. Die Aussicht auf die weite Ebene und die sich in den wassergefüllten Becken spiegelnde untergehende Sonne sind ein unvergessliches Erlebnis.

Am Abend hatte ich noch ein schönes Männergespräch über das Geschäft und die Frauen mit Herrn Tyrant, Taxifahrer und Wirt eines kleinen Restaurants im Dorfzentrum. Er sprach erstaunlich gut Deutsch, obwohl er nur ein Jahr in München bei Verwandten gelebt und gearbeitet hat.

Am nächsten morgen bin ich nach Kappadokien in Zentralanatolien aufgebrochen. Jetzt geht es endgültig in das Türkische Hinterland.

Bilder Pamukkale


Ägäische Küste

21. September 2010, Martin Erichsen - Middle East

Gut dass ich keine Autobahnkarte gekauft habe, in der ganzen Türkei gibt es nur etwa tausend Kilometer Autobahn, zwischen Istanbul und Ankara und um die Ballungszentren des Landes herum. Außerdem kommt man mit dem Motorrad bestens an den Schranken der voll automatisierten Zollstationen vorbei.

Nach einer Übernachtung in Bursa, lange Zeit Hauptstadt des Osmanischen Reiches, zieht es mich an die Ägäischen Küste, um mir dort die alten Ionischen Städte anzusehen. Auch wenn es den Türken nicht passt, aber die Griechen haben hier viele Spuren ihrer bewundernswerten Kultur hinterlassen und die archäologischen Ausgrabungsstätten Pergamon, Ephesus, Milet und der Apollo-Tempel in Didyma sind Pflicht für jeden Reisenden der sich ein wenig für Geschichte interessiert. Am beeindruckensden fand ich die Akropolis von Pergamon hoch über der Stadt Bergama. Ephesus, besonders die Bibliothek von Celsius und die Hügelhäuser der Patrizier, ist natürlich faszinierend, man sollte nur Nachmittags kommen, denn morgens wird man von den Massen an Pauschaltouristen überrannt, die in Busladungen aus den Urlaubsressorts heran gekarrt und dann durch die Ruinen getrieben werden.

Bilder Pergamon

Pienes auf dem Weg nach Milet ist sehenswert, vor allem Wegen seiner Lage am Fuße eines riesigen Tafelberges. Auf dem Weg dorthin mache ich auch Bekanntschaft mit den Türkischen Straßenbaukünsten. Hier wird gerne mal die gesamte Straße geteert und die Verkehrsteilnehmer dürfen dann sehen wo sie bleiben. Ich bin unwissend über den frischen Asphalt gefahren, dementsprechend sah meine liebe Tenere, meine Schuhe und Hose aus. Als ich an der nächsten Tankstelle anhielt, qualmte mein Moped fürchterlich, der ganze Motor war voll mit frischem stinkendem klebrigen Teer. Mit Benzin und Lappen durfte ich dort mich und meine Yamse säubern, eine ganz schöne Schinderei in der Mittagshitze.

Milet war damals vor Ephesus das wirtschaftliche Zentrum Ioniens, heute zieht aber Ephesus deutlich mehr Touris an. Milet ist noch nicht so weit ausgegraben, bis auf das riesige Amphitheater liegen die meisten Schätze noch unter der Erde verborgen.

Der Apollo-Tempel in Didyma ist schon allein durch die Größe und Vielzahl seine Säulen beeindruckend, eine von über 50 Säulen ist 14 Meter hoch. Nach der Zerstörung durch die Perser wurde der Tempel des Orakels von Alexander, nachdem es ihm gesagt bestätigte, er stamme von Zeus ab, neu aufgebaut und es entstand eines der sieben Weltwunder der Antike.

Bilder Ephesus