Blog Transafrika 2010/2011

Filtered by category East Africa Reset filter

Kenia

28. March 2011, Martin Erichsen - East Africa

Die Straße durch das Oromo-Tal auf Äthiopischer Seite ist asphaltiert und in bestem Zustand. Die 750 Kilometer von Addis nach Moyale haben wir komfortabel in zwei Tagen zurückgelegt, mit Zwischenstopp in Awasa am gleichnamigen See.

Die Ausreise aus Äthiopien war im Gegensatz zur Einreise problemlos und vor allem kostenlos. Auf Kenianischer Seite wurden wir dann extrem positiv überrascht: die Einreise hat insgesamt fünf Minuten gedauert und nichts gekostet. Das war bisher die schnellste Grenzüberquerung!

Moyale ist wieder so eine Grenzstadt, allerdings auf Kenianischer Seite nicht so zwielichtig wie Metema, denn im Norden Kenias ist die Mehrheit Muslimisch. Deshalb war es auch abends schwieriger, ein kühles Bier aufzutreiben. Wir sind dann in der einzigen Bar des Ortes gelandet, der "Prison Canteen", stilecht überall vergittert. Im "Prison" hatte ich dann mein erstes Tusker, Kenias bekanntestes Bier, und Ugali, ein Maisbrei, ähnlich Polenta in Italien, aber ohne jegliche Würze, noch nicht einmal Salz. Schmeckt sehr neutral, sättigt dafür aber gehörig und mit Soße ist Ugali sogar zu ertragen. Am nächsten morgen ging es dann früh los nach Marsabit, 200 Kilometer schlechteste Schotterpiste. Beim Packen der Motorräder haben wir ein Paar aus Ulm getroffen, die mit ihren BMW R100 am Vorabend aus Marsabit angekommen waren. Die haben für die Strecke 13 Stunden gebraucht und erzählten uns von metertiefen Spurrillen und fußballgroßen Steinen. Mit diesen Horrorgeschichten im Hinterkopf machten wir uns auf den Weg. Die Strecke fängt mit einer stark geriffelten Buschpiste aus Lehm an, wird dann nach einem viertel immer steiniger, denn man kommt in eine Wüste aus Vulkangestein. Die losen Felsen werde immer größer und die Spurrillen tiefer, allerdings hatten wir aufgrund der geschürten negativen Erwartungshaltung schlimmeres erwartet. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit fiel auf etwa 30 Km/h, so dass wir die gesamte Strecke in 7,5 Stunden zurücklegen konnten. Verstaubt und müde, aber guter Dinge kamen wir unfallfrei in Marsabit an. Am nächsten morgen ging es weiter nach Isiolo, weitere 250 Kilometer, allerdings nur noch 150 Kilometer auf Schotter, danach fängt der Asphalt an. Die 150 Kilometer sind einfach wurde uns versichert, so dass wir eine erholsame Fahrt erwarteten. Die Piste hatte es aber dennoch in sich: fast die ganze Strecke Riffelblech, so dass Mensch und Maschine ordentlich durchgerüttelt wurden, unterbrochen durch sandige tiefe Passagen, die höchste Konzentration erforderten. Hier hat es mich und Jami dann auch hingeschmissen, beide sind wir an unterschiedlichen Stellen vom Motorrad geflogen. Es ist uns nichts Schlimmes passiert, die Alukoffer waren etwas verbogen, aber das macht nichts.

Wir waren doch unsäglich erleichtert, als wir endlich wieder Asphalt unter den Rädern hatten. Die Strecke von Isiolo zum Mt. Kenya war ein Klacks und wir machten einen Zwischenstopp in Nanyuki, wir konnten im Sportsmans Arm Hotel, einem gehobenen Mittelklassehotel, campen und Restaurant, Bar und Pool mit Sauna nutzen. Nach einem Tag Erholung machten wir uns auf den Weg nach Nairobi, zur Jungle Junction, dem berühmten Overlander-Treffpunkt in Ostafrika.

Nairobi ist das Geschäfts- und Finanzzentrum Ostafrikas und hat eine vernünftige Innenstadt, Hochhäuser, saubere Straßen mit durchgängigen Bürgersteigen, Cafes, Restaurants, Einkaufszentren und Hotels. Andere Hauptstädte auf der Reise, beispielsweise Addis Abeba, fühlten sich eher an wie ein riesiges Dorf, es gibt wenig Unterschied zu den Dörfern und kleineren Städten auf dem Land, nur mehr Blechhütten und natürlich abwechslungsreichere Kost und bessere Küche.

Die Schotterpisten in Äthiopien haben unseren Reifen stark zugesetzt und Jami und ich benötigten beide neu Hinterreifen. Jami hatte Glück und ein KTM-Händler hatte noch genau einen 17 Zoll Reifen (200 EUR, kostet bei uns 90 EUR). Ich hatte mich schon darauf eingestellt, einen von Thorsten (www.off-the-road.de) zu bestellen (3 Wochen Lieferzeit + heftige Zollgebühren). Ich hatte jedoch riesiges Glück, denn ein Haufen Dänen (www.33-55.dk) ist in der Jungle Junction aufgeschlagen, zwei Yamaha Teneres, das gleiche Motorrad wie meines, und ein Landcruiser als Support Fahrzeug. Die hatten einen Hinterreifen übrig und so konnte ich einen neuen Reifen für 140 EUR erstehen, in Afrika ein Schnäppchen.

Mit neuen Hinterreifen und Jami noch mit einer neuen Original-Dichtung für seine Gabel sind wir nach 10 Tagen (wieder viel zu lange!) in Nairobi endlich nach Mombasa am Indischen Ozean aufgebrochen. Das Mombasa Backpackers war ein Volltreffer, eine riesige Villa mit Pool, da zwei Südafrikaner angemietet haben, nur wenige Minuten von Nyali Beach entfernt. Nach der gefährlichen Strecke Nairobi-Mombasa mit unzähligen Lastwagen (oft zwei entgegenkommende überholende LKWs, so dass wir in den Straßengraben gezwungen wurden) eine willkommene Erholung. Weiter ging es zur Tiwi Lodge an der Tiwi-Beach, einem abgelegenen Campingplatz an einem tollen einsamen Strand. Ich habe dort zwei Tauchgänge gemacht, die Sicht war mittelmäßig aber alles in allem ein schönes Erlebnis. Unser Ausflug ans Meer sollte damit aber nicht zu Ende sein, denn das nächste Ziel war Sansibar in Tansania, 500 Kilometer gen Süden.

Bilder Kenia


Äthiopien

10. March 2011, Martin Erichsen - East Africa

Das Verlangen unseren Bierdurst zu stillen wurde noch dadurch verstärkt, das wir am letzten Tag des Jahres, ein Freitag, die Grenze passieren und dann gepflegt in Gonder, 90 Kilometer hinter der Grenze, ordentlich Silvester feiern wollten. Wir kamen um halb fünf an der Grenze an, auf Sudanesischer Seite gab es keine weiteren Probleme. Die Äthiopische Grenze ist heikel, das hatten wir schon im Netz gelesen, die Einreisebestimmungen ändern sich ständig und es gibt unzählige Berichte von Reisenden, die längere Zeit an der Grenze festgehalten wurden. Eine neue Regelung ist, dass man ein Schreiben der eigenen Botschaft benötigt, in der diese die Verantwortung für die Einfuhr des Fahrzeugs übernimmt, da Äthiopien zwar das Carnet anerkennt und stempelt, aber nicht dem Abkommen beigetreten ist. Jami und ich waren gut vorbereitet und hatten unsere Schreiben dabei, als wir jedoch am Zoll ankamen, sagte man uns nur ohne das Schreiben anzusehen, wir könnten nicht einreisen und sollten umkehren. Seit zwei Tagen gäbe es eine neue Regelung, keine ausländischen Fahrzeuge könnten einreisen. Während wir die Zollbeamten belagert und unsere Botschaften ohne Erfolg um Hilfe gebeten hatten, schlug es sechs Uhr und die Grenze wurde geschlossen. Erstaunlicherweise waren die Grenzbeamten nun freundlicher und boten uns an, wir können aus Sicherheitsgründen auf dem Zollgelände zelten und die Duschen benutzen. Jami und ich wollten aber zumindest etwas Komfort und so nahmen wir uns in Metema, der Grenzstadt, ein billiges Hotelzimmer. David, ein Fixer, der uns auf Schritt und Tritt folgte, war sehr hilfreich und im Grunde ein netter Kerl. Metema ist eine zwielichtige Grenzstadt, mit vielen Bars und Prostituierten, ein Rotlichtbezirk der jeder Großstadt zu Ehre gereichen würde, also nicht der schlechteste Ort um Silvester zu feiern.

Am nächsten Morgen und nachdem David sicher war, dass wir gewillt waren pro Nase 20 USD zu latzen, ging alles ziemlich schnell. Innerhalb von wenigen Minuten waren unsere Carnets und Pässe gestempelt und wir waren auf dem Weg nach Gonder.

Man ließt einiges Negatives im Netz über Äthiopien, vor allem bezüglich der bettelnden und steinewerfenden Kids. Es ist unmöglich irgendwo anzuhalten, ohne von zig Kindern umgeben zu sein, die pausenlos "Gimme Birr, gimme pen, gimme money" brüllen. Man sieht die Kleinen oft von über einem Kilometer heran laufen, ich bin ziemlich froh, mit dem Motorrad unterwegs zu sein, da kann man Gas geben und entkommen. Fahrradfahrer haben es da schwerer, einige berichten kilometerlang von denselben Kids verfolgt worden zu sein, nicht zu sprechen von Hundeattacken. Ich muss sagen, dass ich entgegen aller negativer Berichte keine schlechten Erfahrungen gemacht habe. Ich wurde nicht mit Steinen beworfen und mit Verständnis und viel Humor kann man jede Situation zum positiven Wenden. Meiner Meinung nach hat man als Reisender die Pflicht, die Neugierde der Einheimischen zu befriedigen und freundlich zu sein.

Äthiopien ist ein großartiges Land, die Kultur ist einzigartig. Es ist zusammen mit Georgien und Armenien das älteste christliche Land, im Jahre 300 n.Chr. wurde das Christentum Staatsreligion des Aksumitischen Reiches, dessen Wurzeln bis in das 4. Jahrhundert v. Christus zurückreichen.

Die Orthodoxe Äthiopische Kirche, deren Messe und Liturgie sowie deren Ikonographie seit Jahrhunderten unverändert ist, bildet das spirituelle Rückrat des Landes. Hier ist einfach alles anders: Injera, das Sauerteigfladenbrot, ist für Deutsche Zungen vertraut, andere Nationalitäten jedoch haben doch ziemliche Schwierigkeiten, sich an das Nationalgericht zu gewöhnen. Injera wir mit Wat (Gemüse in verschiedenen Variationen) und Tibbs (Fleischeintopf) gegessen, yummy. Die Kaffeekultur (Äthiopien gilt als Herkunftsland des Kaffees) ist ein Erbe der Italiener, man findet überall gute Espressomaschinen und der Macchiato ist stark und lecker.

Der einheimische Honigwein Tej wird traditionell in Azmari Lokalen getrunken, in welchen die Wandersänger, die Azmaris, improvisierte und humorvolle Lieder auf die Gäste singen, wie gerne hätte ich verstanden, was über uns gesungen und gelacht wurde.

Einige Strecken des nördlichen historischen Route waren landschaftlich atemberaubend und fahrerisch eine große Herausforderung an Mensch und Material. Die Schotterpisten haben beides doch sehr in Mitleidenschaft gezogen. Eine der schönsten und spannendsten Strecken die wir gefahren sind ist die von Korem nach Lalibela, 120 Kilometer über einen 3.500 Meter hohen Pass. Da hat es mich doch ein paar mal in den steinigen und engen Serpentinen umgeschmissen, es ist aber weder mir noch der Tenere etwas ernsthaftes passiert. Lalibela mit seinen komplett aus Stein gehauenen Kirchen ist der Höhepunkt einer jeden Äthiopienreise.

In Addis Abbeba hatten wir eine gute Zeit im Wim's Hollandhouse, ein Overlandertreffpunkt mit einer guten Bar. Addis ist ein riesiges Dorf und nicht wirklich sehenswert, dennoch haben wir es 8 Tage bei Wim ausgehalten, ich habe Motoröl gewechselt, Jami seine noch von seinem Unfall im Sudan leckende Gabel repariert. Von Addis sind wir zur schwierigsten Etappe der Ostroute aufgebrochen, der Strecke von Moyale, der Kenianischen Grenze, nach Marsabit. Diese Straße ist noch ungeteert und die Chinesen werden wohl erst in drei Jahren die neue Straße fertiggestellt haben. In der Zwischenzeit muss man auf einer 250 Kilometer langen und verdammt schlechten Schotterpiste eine Vulkanwüste durchqueren. Dieser Teilabschnitt ist im Grunde das einzige Stück auf der Transafrika-Ostroute, das nicht asphaltiert ist. In drei Jahren kann man dann, wenn man möchte, die gesamte Strecke von Deutschland bis nach Kapstadt auf einer Straßenmaschinen zurücklegen.

Bilder Äthiopien


Sudan

17. January 2011, Martin Erichsen - East Africa

Die Chinesen sind überall! Wäre ich vor zwei Jahren die Ostroute gefahren, hätte ich vermutlich die Strecke von Wadi Halfa nach Dongola am Nil entlang als eine der schwierigsten empfunden. Bevor die Chinesen die neue Straße gebaut haben, brauchte man bis zu drei Tage für die 400 Kilometer über die Sandpiste, heute auf bestem Asphalt kann man es locker in acht Stunden schaffen.

In Dongola habe ich Ariel aus Melbourne getroffen und wir sind zusammen auf die Suche nach dem Tempel von Kawa gegangen, der Lonely Planet schreibt, das es eine zweistündige Wanderung ist, wir benötigten insgesamt für unsere Exkursion sechs Stunden, einen Großteil davon verbrachten wir in der brennenden Mittagssonne und ich holte mir trotz gewissenhaften Eincremens einen Sonnenbrand. Der Tempel von Kawa ist größtenteils unter Sand begraben, so daß er schlecht zu finden ist und wir wollten schon frühzeitig aufgeben, als wir die erstbesten Ruinen fanden, vermutlich die Überreste der Lehmbauten eines verlassenen Dorfes, geschätztes Alter 30 Jahre. Zum Glück sahen wir in der Ferne eine Erhebung und nahmen alle unsere Kräfte zusammen, um diese zu erkunden. Als wir dann im Näherkommen einen Zaun mit zwei Durchgängen entdeckten, waren wir uns sicher den Tempel gefunden zu haben und, Bingo, da war er. Ich habe sogar Motorradspuren gefunden, jemand scheint direkt durch den losen Sand in den Tempel gefahren zu sein!

Nächster Stopp war Karima, wo es die Überreste des Nubischen Reiches von Kush zu bewundern gibt: Pyramiden, wesentlich steiler und kleiner als die Ägyptischen, und eine Gruft mit einem schwarzen Pharao. Im siebten Jahrhundert vor Christus haben die Nubier die Kontrolle über Ägypten erlangt und eine Dynastie von Pharaonen gestellt.

Die Haupttouristenattraktion des Sudans jedoch ist Merowe, etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Karthum. Die Pyramiden und Gruften der späten Könige und Königinnen von Kush sind atemberaubend, vor allem, weil sie in Sanddünen gebettet sind und so am frühen Morgen oder späten Nachmittag ein perfektes Motiv bieten.

Als ich nach einer kurzen Nachtfahrt am Blue Nile Sailing Club in Karthum ankam, sah ich dort zu meinem Erstaunen eine andere Yamaha Tenere, aus Finnland, wie mir das Nummernschild sagte. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut und geduscht hatte, traf ich dann den Fahrer, Jami. Er erzählte mir direkt seine Leidensgeschichte, er hatte nämlich einen Unfall in Dongola. Als er über die Sanddünen nahe des Kawa Tempels fuhr (ja, es waren seine Spuren am Tempel, die ich dort sah, so ein Zufall!), ist er einen drei Meter hohen Abhang hinuntergestürzt, wobei die Gabel seines Motorrades und die Felge des Vorderrades komplett verbogen wurden. Er musste drei Tage ins Krankenhaus, wobei er Glück im Unglück hatte, denn er hat sich nichts gebrochen und scheint auch sonst keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Die Gabel und die Felge konnten in Dongola provisorisch repariert werden und in den zehn Tagen, die er in Karthum verbracht hat, wurde beides repariert. Die Dichtung der Gabel scheint aber beschädigt, so das Öl austritt.

Wir beschlossen, zusammen nach Äthiopien zu fahren und nach einem Tag Sightseeing in Karthum, was meiner Meinung nach genug ist, brachen wir Richtung Metema in Äthiopien auf. Die Straßen sind ebenfalls in perfektem Zustand, so dass wir nur einmal bei Einbruch der Dunkelheit vor der Stadt Gadaba übernachten mussten. Wir entschlossen uns, an einem Rastplatz für LKW-Fahrer zu übernachten, was sehr witzig war. Natürlich standen wir mit unseren Motorrädern und als einzige Weiße im Mittelpunkt, aber dafür wurden wir auch bestens mit Cay und leckerem Foul versorgt. Für ein Pfund (25 Cent) konnten wir in einem Unterstand direkt neben unseren Bikes übernachten und dank Ohrstöpseln war der Lärm der Straße und haltenden LKW'S zu ertragen und ich konnte gut schlafen.

Am nächsten Tag ging es dann früh und ausgeruht weiter, es waren noch zweihundert Kilometer bis zur Grenze zurückzulegen und der Plan war, Abends Gonder zu erreichen, weitere zweihundert Kilometer von der Grenze, die nächste größere Stadt auf äthiopischer Seite. Jami und ich konnten es kaum erwarten, nach mehreren Wochen im Sudan, wo man mit 40 Hieben bestraft werden kann, wenn man mit Alkohol erwischt wird, ein kühles Bier zu trinken.

Bilder Sudan